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Börsennotizbuch

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75 Jahre seit dem “New Deal”

4. März, 2008 · 1 Kommentar

Wir wollen es nicht unerwähnt lassen — heute vor 75 Jahren, am 4. März 1933, verkündete der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt den historischen “New Deal”. Dieser Bündel aus “Wirtschafts- und Sozialreformen” mit massiven staatlichen Investitionen und (vielleicht entscheidend) der – teilweise – Abkopplung des Dollars vom Goldstandard setzte praktisch das Ende der Großen Depression in den USA und der Welt (Weltwirtschaftskrise der 30er).

Der “New Deal” war der Slogan des Demokraten Roosevelt im Wahlkampf (witzigerweise haben wir jetzt auch einen demokratischen Kandidaten mit dem ähnlichen “Change” im Rennen). Wikipedia dazu:

Beginnend mit dem Börsencrash von 1929 (schwarzer Donnerstag – in Europa schwarzer Freitag) entwickelte sich eine Weltwirtschaftskrise, die ihren Höhepunkt in den Jahren 1932/33 erreichte. Seit dieser Zeit stehen sich in den USA zwei wirtschaftspolitische Lager gegenüber: Konservative & Wirtschaftsliberale (“Conservatives”) und Anhänger staatlicher Interventionen (Democrats). Zu den letzteren zählt Franklin D. Roosevelt. Er versprach am 2. Juli 1932, dem Tag seiner Nominierung zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten, einen “new deal for the American people”, ein Begriff, der sich danach zur Bezeichnung der von ihm durchgeführten Reformen durchsetzte.

Und auch noch von der gleichen Quelle – die Maßnahmen, die der New Deal umfasste:

  • Staatliches Ãœberwachen der Börsen
  • Mindestpreise für Agrarprodukte
  • Die Gewerkschaftsforderung nach einer 30-Stundenwoche fand Unterstützung bei den Unternehmern und wurde eingeführt.
  • Ein freiwilliger Arbeitsdienst (Civilian Conservation Corps – CCC) wurde organisiert, der für die Aufforstung und Bodenverbesserung eingesetzt wurde.
  • Zur Wirtschaftsbelebung wurden 122.000 öffentliche Gebäude, 1 Mio km Straßen und 77.000 Brücken gebaut. Verantwortlich dafür waren verschiedene Behörden (u. a. Civil Works Administration – CWA, Works Progress Administration – WPA).
  • Die Tennessee Valley Authority (TVA) baute 20 Staudämme im Tennesseetal.
  • Die landwirtschaftliche Produktion wurde reduziert, um den Farmern rentable Preise zu schaffen. Die Bundesregierung gewährte den Farmern dafür Geldmittel aus dem Agricultural Adjustment Act (AAA) vom 12. Mai 1933.
  • Den Gewerkschaften wurde eine feste rechtliche Grundlage gegeben, ein formelles Streikrecht wurde eingeführt.
  • Kinderarbeit wurde verboten.
  • Eine staatliche Rente wurde eingeführt.
  • Eine Arbeitslosenversicherung wurde ins Leben gerufen.
  • Für Industriearbeiter wurden Mindestlöhne eingeführt.
  • Ein Steuersystem mit niedrigen Sätzen für Arme und hohen Sätzen für Reiche wurde eingeführt.
  • Der private Goldbesitz wurde verboten (von 1933 bis 1974).

Der New Deal wurde zu einem gehörigen Mass durch die Theorien von John Maynard Keynes beeinflusst (vgl. hierzu “John Maynard Keynes vs. Friedrich August von Hayek“; Wikipedia verweist darauf, dass es zu diesem Zeitpunkt keine geschlossene ökonomische Theorie existierte, auf der die Reformen basierten). Die Maßnahmen zielten vor allem auf die Schließung der großen Lücke zwischen Produktionskapazitäten und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.

Ich dachte immer der New Deal ist ein Paradebeispiel gelungener nachfrageorientierter Intervention des Staates (Konjunkturprogramm), daher irritiert mich ein wenig der Satz in der Wikipedia:

Der Erfolg des New Deal lässt sich nur schwer abschätzen, da schon 1937 unter Roosevelt selbst die Staatsausgaben wieder zurückgeführt wurden und der New Deal ab 1941 durch die Kriegswirtschaft abgelöst wurde.

Nach 5 Jahren kann man auch die Staatsausgaben reduzieren, wenn die Maßnahmen erfolgreich die Konjunktur belebt haben. Ich sehe da kein Argument gegen den Erfolg.

Auf der englischsprachigen Wikipedia-Seite sind übrigens auch interessante Zahlen unter anderem zum Ausmaß der Großen Depression zu finden — die Wirtschaftsleistung ist in den Jahren 1929-1933 um ca. 30% zurückgegangen (das ist eine Rezession), die Arbeitslosigkeit ist 1933 auf über 20% gestiegen, sehr bezeichnend Money Supply (M2) ist – sicherlich aufgrund des Goldstandards – um mehr als 20% zurückgegangen (Deflation).

Alles in allem – ein riesiger Meilenstein in der Wirtschaftsgeschichte. Und ein riesiger Erfolg und Befreiung. Und Grund zum Optimismus.

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