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Warum steigt der Dollar?

16. August, 2007 · 2 Kommentare

Immobilienkrise, Hypothekenpleiten … aber warum steigt der Dollar?

Am 5. Oktober 2006 habe ich folgendes geschrieben:

Ich würde auch das wirtschaftlich-geldpolitische Umfeld hinzufügen: wir befinden uns, scheint mir, in einer Situation, in der die Konjunktur ihr Tempo (wenn sogar nicht ihre Richtung) wechselt, die Zinsen (Fed) nahe am Wendepunkt sind, wichtige Märkte und „Spekulationsobjekte“ wie Rohstoffe, Öl und Immobilien haben spürbar die Richtung geändert, etc. In solchem Umfeld könnte ich mir eine gewisse Änderung der Kapitalströme und/oder eine Neubewertung vorstellen.

Die Ereignisse haben sich nicht so schnell entwickelt – knapp ein Jahr später können wir erst einigermaßen davon sprechen. Im Laufe dieser Zeit hat sich der Dollar eher schwach gezeigt, ein neuer Tief gegenüber dem Euro wurde auch markiert. Somit war ich mit meinem gemäßigten Dollar-Optimismus nicht sehr richtig. Auch nicht sehr falsch, aber mehr falsch als richtig, wenn Sie mich verstehen.

Damals dachte ich einfach, dass einige Abruptionen im “gewohnten Lauf der Dinge” an den Finanzmärkten die “Logik” der Währungsbewegung bisher (und die war — schwacher Dollar) unterbrechen können. Das ist auch keine großartige Analyse, ich gebe es zu, aber immer wieder zu beobachten.

Außerdem habe ich vermutet, dass eine Krise (ausgehend von den USA oder auch von den Emerging Markets) den Dollar stärken könnte:

Erstens, die Sicherheit eines etablierten Marktes (ich erwartete, dass die Emerging Markets im Falle von Turbolenzen stärker nachgeben, kommt aber noch nicht so…).

Zweitens, die höheren Zinsen in den USA (ich dachte, auf die nominalen Zinsen wird es dann ankommen, nicht auf relative Veränderungen nach dem Motto “die Fed lässt den Zins unverändert, und die EZB erhöht, ergo Euro steigt”).

Drittens, wenn die Welt lange short in Dollars war, müssen diese zurückgekauft werden.

Heute könnte man noch Liquiditätsbeschaffung als Faktor sehen – die Hedge Fonds und weiß der Teufel noch wer müssen schnell liquide Mittel herbeischaffen (hauptsächlich in Dollars, wie ihre Einlagen). Diese haben sicherlich international diversifiziert, wahrscheinlich sogar stark im Nicht-Dollar-Raum investiert. Jetzt bringen sie womöglich die Dollars zurück nach Hause…

Es kann so sein, oder auch anders. Ich bin nicht sehr sicher. Was aber zusätzlich etwas “erstaunt”, ist auch die Reaktion des Goldes, oder wie im Toro’s Running of the Bulls Market Blog zu lesen ist:

Finally, it must be galling to be a gold bug these days. Here we are, with credit markets seizing, financial companies imploding, and a potential full-blown panic a Fed official mis-statement away, and gold just sits there. What happened to all these apocalyptic prognostications about gold hitting $2000 when the financial system collapsed? Why isn’t gold soaring?

(Kann ich dies als offene Frage an egghat stellen?)

Die Frage vom Anfang ist eigentlich nicht ganz korrekt. Denn der Dollar fällt auch … gegenüber dem Yen etwa. Werden die Carry-Trades geschlossen (vor der Immo-Krise war dies die größte Angst…)? Ich erinnere mich noch an Robert von Heusinger (auf die Frage, worauf man ganz besonders aufzupassen habe, Datum beachten):

Zu allererst auf den Yen-Carry. Das war und bleibt die Sollbruchstelle des globalen Kapitalismus. Wenn der Yen diese Woche noch drei oder vier Yen gegenüber dem Dollar gewinnt, dann gute Nacht. Dann waren die Verluste am Montag nur der Amuse gueule.

Der Tag danach, 28. 02. 2007, USD/YEN stand bei ca. 120 (die vier Yen nach unten haben wir nachher auch gekriegt, aber für kurze Zeit, nichts passierte. ..).

Jetzt stehen wir bei 114. Der Euro ist noch stärker eingebrochen. Also jetzt auch die doppelte Katastrophe?

Gut sieht es nicht aus…

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • Oops, Emerging Markets und Japan - crashartige Entwicklung • Börsennotizbuch // 17. Aug, 2007

    [...] Der Punkt “Weg aus dem Risiko” wird auch von Bloomberg (und den meisten anderen Kommentatoren) aufgenommen. Auch die Redemption-Probleme werden erwähnt: Hedge funds are being pressured to sell holdings they bought with money borrowed to meet redemptions as credit is harder to find, said Frank Holmes, the chief executive officer of U.S. Global Investors Inc. in San Antonio. [...]

  • Dollar statt Yen als Carry-Trade-Währung -- Börsennotizbuch // 26. Nov, 2007

    [...] Bloomberg.com, Dollar Displaces Yen, Franc as Carry Trade Favorite (Update1) Seit langer Zeit konzentrierte man sich auf den Yen-Carry-Trade. Hier gab es auch sehr ernsthafte Befürchtungen, die – zum Glück – so nicht eingetreten sind (ich verweise hier auf den Beitrag von Robert von Heusinger “Der Tag danach“, 28.02.2007: “Das war und bleibt die Sollbruchstelle des globalen Kapitalismus. Wenn der Yen diese Woche noch drei oder vier Yen gegenüber dem Dollar gewinnt, dann gute Nacht. Dann waren die Verluste am Montag nur der Amuse gueule”. Ich habe zunächst hier: Der Tag nach der “kalten Dusche” und im August auch hier: “Warum steigt der Dollar?” kommentiert, natürlich auch mit meinen “Unzulänglichkeiten”). [...]

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