anzeige

Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
Börsennotizbuch random header image

Zeitenwende bei den Anleihen?

15. Februar, 2009 ·

Ich weiß nicht, ob der Titel so wirklich gerechtfertigt ist, aber es gibt zwei Meldungen von dieser Woche (genauer: vom Donnerstag, 12.02.2009), die ich übergewichten würde:

  • Sehr hohe Nachfrage nach der neu emittierten Siemens-Anleihe, die mehrfach überzeichnet wird. Die Konditionen:
     

    Die Konsortialbanken erklärten am Abend, eine Tranche über zwei Milliarden Euro, die bis 2013 läuft, sei mit einem Kupon von 4,125 Prozent ausgestattet worden. Der Renditeabstand zur Swapmitte betrage 158 Basispunkte. Die 2017 fällige gleich große Tranche habe einen Nominalzins von 5,125 Prozent und einen Renditevorsprung von 200 Basispunkten.

    Reuters, Siemens begibt 4-Mrd-Euro-Anleihe

  • Der Bund dagegen “bleibt auf Anleihen sitzen”: Die Investoren haben für die geplante Aufstockung einer zehnjährigen Anleihe um 6 Mrd. Euro nur Gebote über 4,96 Mrd. Euro abgegeben:
     

    Zugeteilt wurden am Ende sogar nur 4,21 Mrd. Euro. Bei der Bundesbank wurden 1,79 Mrd. Euro als Marktpflegequote zurückbehalten. Diese Summe wird die Bundesbank nun allmählich an den Markt abgeben. “Das war ein sehr schwaches Ergebnis”, sagte David Schautz, Rentenanalyst bei der Commerzbank. Die durchschnittliche Rendite der Emission lag bei 3,28 Prozent.

    FTD.de, Bund bleibt auf Anleihen sitzen

Was sagt uns das? Ist die Nachfrage nach hoher Sicherheit (mit niedriger) Rendite langsam gesättigt? Schauen sich die Investoren allmählich auch nach etwas risikoreichen, dafür etwas besser verzinsten Papieren um? Aus den Berichterstattungen habe ich noch vernommen, dass unter den Kapitalgebern (für die Siemens-Anleihe) viele Banken zu finden waren…

Es zeigt sich hier, dass sich große Unternehmen mit “gutem Namen” über den Kapitalmarkt sehr wohl finanzieren können. Für sie ist der Weg der direkten Anleihe (und nicht nur über Bankenkredite) offen und unter Umständen sogar recht attraktiv. Kleinere Firmen dürfen hingegen — wie immer — größere Schwierigkeiten haben, an frisches Kaptal zu kommen. Wie wir wissen, reagieren die Banken langsam mit Ausweitung der Kredite bei Konjunkturabschwung.

Wenn man annehmen würde, dass das Finanzierungsumfeld noch eine Weile restriktiv bleibt, und, dass Sicherheit nach wie vor präferiert wird, sollte man sich vorerst in Richtung Blue-Chip-Aktien orientieren. Hier ist die Sicherheit a.) durch Größe und b.) durch die relative Unabhängigkeit von Bankenkrediten höher. Ein langsam und vorsichtig zunehmender Risiko-Appetit würde wohl zuerst die Blue-Chips unterstützen.

Bei den kleineren Unternehmen sind finanzierungsbedingte Schwierigkeiten viel eher zu erwarten. Zudem werden insbesondere im Junk-Bond-Bereich noch ziemlich hohe Zinsen angeboten. Klar, die Aktien der Kleinen neigen zu kräftigeren Turn-Arounds, aber die Ausfallrate dürfte vorerst steigen. Und auch ohne Ausfall können die Aktien kollabieren, während die Anleihe noch bedient wird. Ich vermute, dass hier lieber die Bonds, und noch nicht die Aktien, angefasst werden sollen.

Kategorien: Frontpage · Zinsen

Tags:, , , ,

Vor- und zurückblättern (aktuelle Kategorie) ↓

Anzeige ↓


Verwandte Beiträge ↓



Keine Kommentare bis jetzt ↓

  • Noch hat keiner kommentiert - machen Sie den Anfang!

Kommentieren: