Willi H. Grün beschreibt auf boerse.de das Börsenbarometer von Heinz Brestel, ehemaliger „FAZ“- Wirtschaftsredakteur:
Dieses Vorhersage-Instrument besteht aus drei Kreisen. Der innere Kreis ist der Börsenzyklus und der äußere Kreis der kreditpolitische Zyklus. [...]
Der Börsentrend geht immer voraus, der Konjunkturtrend folgt und der Zinstrend hinkt hinterher.
Der Börsentrend steht mittlerweile auf „Hausse“, und der nachfolgende Konjunkturtrend darf mit deutlichen „Aufschwung“ beschrieben werden. Dann kommt der Zinstrend, für den die Bezeichnung „anziehend“ zutrifft, denn die Zentralbank macht noch keinen Gebrauch von schärferen Kreditbremsen.
Eigentlich ist dies nicht weit von meiner Auffassung. Ich würde die aktuelle Lage auch ungefähr so sehen. Dennoch bin ich mit der folgenden Fortsetzung von Hernn Grün nicht einverstanden:
Die nächste Stufe im Kreissegment heißt beim Börsenzyklus „Kurseinbrüche“, beim Konjunkturzyklus „massive Eingriffe“. Wir sind nahe an der Kippe, aber es könnte bis Ende Januar mit Trippelschritten noch so weitergehen.
Ich meine natürlich nicht die “Trippelschritte”, sondern die “Kurseinbrüche”. Zwei Sachen gefallen mir nicht so richtig:
Die Kurseinbrüche und die Zyklik suggerieren, dass wir einen Crash erleben werden sowie dass sich der Konjunkturzyklus durch alle (theoretischen) Phasen (Abschwung, Rezession etc.) nach unten abspielen wird. Es wird auch nichts über das “fundamentale Niveau” gesagt, dass mittlerweile deutlich höher liegt als zu Anfang des vorigen Zyklus.
Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwie im nachhinein die einzelnen Phasen dieser konjunkturellen Bewegung einzeichnen können: Hier war der Aufschwung, hier – der Boom, dann ging es nach unten – Wachstumsschwäche … aber Rezession? Nicht unbedingt. Die Börse wird sicherlich auch eine zeitlich versetzte Reaktion haben, das Barometer wird sicherlich irgendwo zum Greifen kommen. Aber ob die ausreichende Reaktion der Aktienmärkte sich nicht eher auf eine Konsolidierung, auf ein Minus von, sagen wir, 10 Prozent beschränken wird? Die Börse kann sehr wohl auch sanfter gewissen Druck verkraften.
Und was mir noch komplett fehlt: das große Bild der langfristigen Entwicklung. Ich glaube hier erleben wir im Moment (und für die nächsten Jahre) eine sehr kraftvolle Entwicklung mit historischen Dimensionen. Ich würde diese globale Wachstums- und Wohlstandskraft nicht unterschätzen. Sie wird sicherlich nicht die konjunkturellen Schwankungen und die Börsen-Zyklen aushebeln können, aber auf einem “niedrigeren Risikoniveau” (wie nach meiner Einschätzung momentan) werde ich ihren Einfluss mit höherem Gewicht in die Kalkulation aufnehmen.
Keine Kommentare bis jetzt ↓
Noch hat keiner kommentiert - machen Sie den Anfang!
Kommentieren: