In der Faz.net schrieb Benedikt Fehr am 15. Juli einen Artikel über die aktuelle Börsenlage unter dem Titel: An den Aktienbörsen fließt der Schampus
Originaltext:
Sektlaune an den Aktienbörsen: Dies- und jenseits des Atlantiks haben die großen Aktienindizes die Woche auf historischen Hochs abgeschlossen. Nicht zuletzt der Deutsche Aktienindex Dax markierte am Freitag mit 8151 Punkten einen neuen Rekord; er überbot damit erstmals seinen bisherigen Höchststand vom März 2000.
(Boersenweblog.de hat mich noch einmal darauf gebracht).
Dann wird der warnende Zeigefinger erhoben. Die hervorgehobenen Aussagen aus dem Text lauten zum Beispiel: “Höhenflug des Euro trübt gute Stimmung nicht”, “Japaner investieren viel lieber im eigenen Land”, “Preise für Wohnimmobilien fallen immer weiter”, “Auswirkungen auf Konsumlust der Amerikaner”. Alles unter negativem Vorzeichen, versteht sich, und so als ob dies von den Investoren völlig ausgeblendet wäre. So schreibt Benedikt Fehr in der Tat:
Über der Euphorie an den Aktienmärkten ist in den Hintergrund getreten, dass die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt längst nicht mehr nur den „Sub- prime“-Markt betrifft.
Ich frage mich, ob der Herr die Finanzpresse überhaupt verfolgt? Sehr wahrscheinlich, aber warum schreibt er solche Sachen?
Mittlerweile wissen auch die Kinder von den Hypotheken-Schwierigkeiten. Stellt sich die Mainstream-Media nicht einen etwas höheren Anspruch als den einigermaßen interessierten Leser einigermaßen auf dem Laufenden zu halten?
Hier gefällt mir der Beitrag vom Blogger Barry Ritholtz schon viel besser (unabhängig von seiner bearishen Einstellung, die ich nicht teile), in welchem er noch ein paar von den lang bekannten und unzählige Male diskutierten Gefahren auflistet:
1. High-risk investments: The biggest fear now is that some risky corner of the market could blow up.
2. Global growth: Strong global growth sustained by a U.S. consumer who refuses to stop spending, and by strong growth outside of the U.S.
3. Earnings: Investors now widely expect Q2 corporate profit reports to surpass analysts’ lowered expectations of low-single-digit growth.
4. Inflation: Inflation fears knocked down stocks this spring. The worries pushed the yield of the benchmark 10-year Treasury note above 5.0%,
5. The weak dollar: The dollar has been trading around a record low against the euro and a 26-year low against the pound.
6. Liquidity: Cash available to investors has been one of the market’s main drivers. Created in part by low interest rates, by a booming world economy and by big dollar-denominated trade surpluses in the Middle East and Asia.
Obwohl bearish und mit Blick auf die Sorgen-Quellen gibt Barry zu, dass diese Faktoren doch zu einem gehörigen Teil vom Markt eingepreist sein sollen. Es ist wohl was anderes bzw. ein noch komplexerer Zusammenhang, die uns in die Knie zwingen können. Nicht aber die angebliche Sorglosigkeit für die oberen Punkte.
Und überhaupt, hat jemand was vom Champagner mitgekriegt? Ich nicht.
2 Kommentare bis jetzt ↓
Damian // 18. Jul, 2007
Ich habe in Ihrer Empfehlungsliste der Literatur das Grahamsche Buch “Inteligent investieren” sichten können. Blettern Sie in ihm und Sie werden feststellen, dass 1972 ebenfalls kein Champagner getrunken wurde. Nach der Euphorie 1966 und dem Katzenjamer danach war es noch zu früh. Trotzdem sind die Börsen gestiegen und danach tief gefallen.
Und wenn ich bei der Literatur bin. Mir persönlich hat das Buch “Die Kunst über Geld nachzudenken.” von Kostolany besser gefallen. Bei dem “Mehr als Geld und Gier” hatte ich den Eindruck, dass da einer nachträglich mit dem Namen Kostolany Geld verdienen möchte.
Zu behavioral finance kann ich die Literatur von Shiller, wie z.B. das Buch “Irrationaler Ãœberschwang” empfehlen. Die zweite, neuere Version gibt es aber leider nur auf English.
Saviano // 20. Jul, 2007
Das ist richtig. Wir werden sehen…
1974 gab es die Öl-Krise (richtige Krise = es gab kein Öl). Außerdem war zur Zeit die Geldpolitik ziemlich volatil.
Wir werden sehen…
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