anzeige

Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
Börsennotizbuch random header image

US-BIP: -6,1% im ersten Quartal (vorläufig). Doch nicht alles ist so schlimm.

30. April, 2009 ·

Die heutige (vorläufige) Zahl zum US-BIP im ersten Quartal 2009 ist schlimm, mehr noch: grässlich. Die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten schrumpfte in den ersten drei Monaten des Jahres mit -6,1% annualisierte Rate (“annualisiert” bedeutet, dass die Rate auf ein Jahr, d.h. 12 Monate, hochgerechnet wird). Solche hohe (negative) Zahl hat man sehr selten. Zumal der Rückgang im vorherigen Quartal auch -6,3% betrug. Das dritte Quartal 2008 war ebenso negativ: -0,5% (wie niedlich aus heutiger Sicht).

Die Journalisten setzen solche starke Ausschläge gern in “die historische Perspektive”:

  • Drei negative Quartale gab es seit 1974-1975 nicht mehr.
  • Zwei Quartale in Folge mit mehr als Minus 6% gab es seit 1957-1958 nicht mehr.
  • Die Wirtschaftsleistung ist in den letzten 3 Quartalen um 2,6% zurückgegangen, das gab es seit 1982 nicht mehr.

Diese und andere Highlights hat Barry Ritholtz aus den Medien-Reaktionen gesammelt.

BIP USA, Q1 2009 und vorherige Quartale
Quelle: Pressemitteilung BEA (PDF); noch langfristigere BIP-Grafik mit Rezessionen hat die NY Times

Auch wenn die Zahl von -6% zweifelsohne hoch, schlimm und eindeutig ist (und sie war schlechter als die meisten Erwartungen), enthüllt der genauere Blick auf die BIP-Daten einige hoffnungsvolle Details.

Vorher wiederhole ich lieber noch einmal: An der Tatsache, dass wir hier eindeutige Evidenz für die weitere massive Verschlechterung der US-Wirtschaft im ersten Quartal vorliegen haben, ist nicht zu rütteln. Doch es scheint ein paar Zeichen zu geben, welche die hohen -6% etwas relativieren.

  • Ein Großteil des BIP-Rückgangs kam durch massive Reduzierung der Lagerbestände zustande. Die Unternehmen haben einfach für eine Weile aufgehört zu produzieren. Die Lagerbestände reduzierten sich um 104 Mrd. USD. Ohne diesen Effekt wäre der Rückgang “nur” 3,4% gewesen. Die Lager können aber in diesem Tempo nicht lange abgebaut werden.
  • Die privaten Verbraucherausgaben sind um (sage und schreibe … und staune) 2,2% gestiegen (Q4’08 hatten wir -4,3%). Und es geht weiter mit positiven Einkommensdaten:
     

    Disposable personal income increased $133.6 billion (5.1 percent) in the first quarter, in contrast to a decrease of $62.6 billion (2.3 percent) in the fourth. Real disposable personal income increased 6.2 percent, compared with an increase of 2.7 percent.

  • Unklar was man davon halten soll: Die Nachfrage nach Services (Dienstleistungen) ist um +1,5% gestiegen (Q4’08 auch +1,5%). Der slump ist in Produktion und Herstellung.
  • Nun ja, auch nicht klar, eher negativ: Die US-Exporte sind sehr stark gefallen, aber etwas weniger stark als die Importe.
  • Was uns aber ein bisschen positiver einstimmen kann, ist, dass die öffentlichen Ausgaben noch einen negativen Beitrag zum BIP hatten:
     

    Real federal government consumption expenditures and gross investment decreased 4.0 percent in the first quarter, in contrast to an increase of 7.0 percent in the fourth. National defense decreased 6.4 percent, in contrast to an increase of 3.4 percent. Nondefense increased 1.3 percent, compared with an increase of 15.3 percent. Real state and local government consumption expenditures and gross investment decreased 3.9 percent, compared with a decrease of 2.0 percent.

     
    Die Konjunkturpakete sind noch nicht da, werden aber in den kommenden Quartalen stärker zu spüren sein.

Daten und Zitate: BEA, GDP, First Quarter 2009 (advance) — PDF.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Wirtschaftsdaten

Tags:, , , ,

Vor- und zurückblättern (aktuelle Kategorie) ↓

Anzeige ↓


Verwandte Beiträge ↓



Keine Kommentare bis jetzt ↓

  • Noch hat keiner kommentiert - machen Sie den Anfang!

Kommentieren: