Update: Die langfristige Entwicklung der US-Sarquote (Sparrate) seit 1959, Chart.
Die Amerikaner können doch sparen … wie sich in Krisenzeiten zeigt. Nach Angaben von BEA (Bureau for Economic Analysis) ist die US-Sparquote im Mai auf 6,9 Prozent gestiegen (von 5,6 im April). Diese Sparsamkeit der US-Bürger ist neu: Noch vor wenigen Jahren verlief die Sparquote ziemlich nah an der Nulllinie und war auch mal für kurze Zeit (während des Immobilienbooms) negativ gewesen. Jetzt bauen die Amerikaner Ersparnisse mit einem erstaunlichen Tempo auf.
Selbstverständlich ist Sparsamkeit just in der Rezession alles andere als fördernd. Die Ersparnisse verbessern zwar die individuellen Bilanzen der Haushalte (Schulden werden zurückgezahlt, Bankkonten aufgefüllt…), aber auf makroökonomischer Ebene schlagen sie sich in ausbleibenden Konsumausgaben, ergo in einer schwachen Nachfrage nieder, die die Wirtschaftslage generell unter Druck setzt.
Dabei ist nicht nur alleine die Masse des Gesparten, die den Businesses in Form von Konsumausgaben “entgeht”, es ist auch die gesunkene Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, die sich ebenso negativ auswirkt (das heißt: Die Dollars wechseln langsamer von Hand zu Hand).
Der Anstieg der Sparquote wird begleitet durch einen — nicht kleinen — Anstieg der Personal Incomes (der privaten Einkommen) um 1,4%. Dies resultiert jedoch nicht aus höheren Löhnen und Gehältern (diese sind eigentlich gesunken), sondern hauptsächlich durch Transferleistungen und niedrigere Steuern im Rahmen der Konjunkturprogramme. Mit einem Wort: Die Stimuli machen sich bemerkbar.
Auf diese Weise kann man die wiedererwachte Sparneigung und die rückläufigen Arbeitseinkommen etwas auffangen — mit dem Ergebnis, dass die privaten Konsumausgaben (Personal consumption expenditures, PCE) um 25,1 Mrd. USD, oder +0,3 Prozent, leicht gestiegen sind.
Der Stimulus Plan wird voraussichtlich noch geraumer Zeit unterstützende Wirkung zeigen.
Für die Anleger – neben der selbstverständlichen Konjunkturbeobachtung – gibt es einen zusätzlichen Aspekt, wie von Gottfried Heller (Hinweis von gestern) angesprochen:
Wir befinden uns aber in der Anfangsphase einer Hausse. Die erste Phase ist von der Markttechnik und Liquidität getrieben. Anleger halten weltweit die höchsten Barmittel aller Zeiten. Allein in den USA sind etwa zehn Billionen US-Dollar in Geldmarktfonds und Spareinlagen bei nahezu Null-Zinsen geparkt. Die meisten Anleger haben den bisherigen Börsenaufschwung versäumt.
Dieses Geld wird die “Seitenlinie” irgendwann verlassen wollen. Es stellt ein (riesiges) Nachfragepotenzial für “risiko- und ertragreichere” Anlageformen (wie Aktien) dar.
5 Kommentare bis jetzt ↓
Tagesausblick 01. Juli 2009 | Kapitalmarktexperten.de // 1. Jul, 2009
[...] Die US-Konsumenten geben weniger für den Konsum aus, dafür sparen sie aber mehr: Die US-Sparqote steigt auf 6,9 Prozent [...]
Hieß die Rettung “Deficit Spending”? • Börsennotizbuch // 20. Jul, 2009
[...] abtragen, weniger konsumieren (übrigens auch: weniger investieren) und mehr sparen (vgl. Entwicklung der US-Sparquote und Einkommen), musste der Staat einspringen und per deficit spending (sprich: durch Schuldenmachen) für ein [...]
Stütze der Konjunktur: Verfügbare Einkommen und private Konsumausgaben • Börsennotizbuch // 28. Jul, 2009
[...] Selbstverständlich besteht ein starker Zusammenhang zwischen den verfügbaren Einkommen und den privaten Konsumausgaben, in Krisenzeiten ist jedoch nicht alles selbstverständlich und normal. Die Haushalte können auch sparen (tun sie ja auch “munter” in den USA). [...]
Tages-Review • Börsennotizbuch // 3. Aug, 2009
[...] plötzlich sparenden Amerikaner kaufen US-Anleihen: Die Amerikaner sparen bekanntlich wieder. Das Geld wird dabei nicht einfach “zur Seite gelegt”, es muss irgendwo angelegt [...]
Sparquote der privaten Haushalte in der EU (erstes Quartal 2009) • Börsennotizbuch // 4. Aug, 2009
[...] Vergleich: Die letzte Entwicklung der US-Sparquote. Diese ist auch gestiegen, und zwar für US-amerikanische Verhältnisse sehr [...]
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