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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Sicherer Hafen Gold

4. März, 2007 · 6 Kommentare

Gold-Goldbarren-GoldinvestmentsTrader’s Quest hat sich die Entwicklung des Goldpreises im Vergleich zu der allgemeinen Aktienentwicklung angeschaut und – für mich eigentlich nicht überraschend – keine Bestätigung dafür gefunden, dass das Gold in “schwierigen Börsenphasen” als sicherer Hafen fungieren, ergo steigen, soll (Steigender Goldpreis im Aktiencrash?).

An der Börse scheint unter vielen Anlegern die Ansicht besonders verbreitet, Gold sei besonders sicheres Investment. Ich erinnere mich an die Antwort von Kostolany auf die Bemerkung, Gold sei ewig: “Das mag sein, aber wie viel ist die Eigenschaft “Ewig” denn Wert? Gold ist bei 100 Dollar die Unze genauso ewig wie bei 1000.”

Gold ist – spätestens seit der Lösung des Goldstandards – eine (einfache) Ware, deren Preis wie bei allen anderen durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Im Grunde genommen tendiert der Goldpreis in die gleiche Richtung wie die allgemeine Entwicklung bei den Rohstoffen (Warenterminmarkt), manche sagen sogar, dass er diese Entwicklung “anführt”.

Wenn man die Zeit des Goldstandards ausschließt (da damals dem Gold eine ganz andere Funktion im Finanzsystem “gesetzlich” zugeordnet worden war), besteht zwischen Aktienkursen (stellvertretend für gute wie schlechte Zeiten) und Goldpreis keine stabile Korrelation. Der frühere Gipfel wurde in den frühen 80er Jahren markiert, in einem Umfeld starker Inflation und generell steigender Rohstoffpreise. Seitdem konnte nicht viel mit Gold gewonnen werden. Auch die Rohstoffe tendierten seitwärts (real entsprechend mit Verlusten). In der 2000er Baisse erwies sich das Gold auch nicht als sehr krisensicher. Erst im Laufe von 2001 (bis in den Herbstmonaten) konnte sich der Goldpreis stabilisieren und die Baisse-Tendenz umkehren. Seitdem – ja, das wissen wir – stieg er rapide und war natürlich ein sehr lukratives Investment. Genauso stiegen auch die Rohstoffpreise auf breiter Front. Der “Haken” aber – ein Jahr später Herbst 2002 – Frühjahr 2003 markierten auch die Börsen ihren Tiefpunkt (wenn Sie mich fragen – in etwa genau 6 bis 12 Monate später als gerechtfertigt aufgrund der politischen und psychologischen Spannungen um den Irakkrieg). Der größte Teil der Gold-Hausse war von sehr guter Börsen- und Wirtschaftsentwicklung weltweit begleitet. In dieser Zeit hätte keiner den “sicheren Hafen” gebraucht, oder? Sicherheit vor dem größten Aufschwung der neueren Geschichte, vor den Rekordgewinnen der Unternehmen weltweit, etc?

Nun, vielleicht kommt jetzt die Zeit, wenn man basser in den Hafen sicher vor Anker liegen soll (obwohl ich es nicht glaube), aber ob Gold hier nicht enttäuschen wird? Sehr gut möglich – bei Schwierigkeiten würden wir eher in das Deflationsszenario abrutschen, bei unverändertem Zinsniveau würden die realen Zinsen steigen. Bei Schwierigkeiten an der Börse und im Business (Realwirtschaft) werden sichere Rendite abwerfende Investments vorgezogen. Gold bringt weder Dividenden noch Zinsen.

Kategorien: Frontpage · Rohstoffe

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6 Kommentare bis jetzt ↓

  • DAU2006 // 22. Mrz, 2007

    Meine Meinung dazu lautet wie folgt:

    Lieber 10 kg Gold im Safe als 1 Mio FIAT-Euro um die ich eines Tages vielleicht nicht einmal 1 Liter Milch bekomme.

    Dieser Artikel liest sich für mich so an als ob er von jemandem verfasst wurde, der sich entweder noch nie ernsthaft mit der Materie befasst hat oder der Wahrheit nicht ins Auge schauen will/kann/darf.

    Alleine der Satz “Gold ist – spätestens seit der Lösung des Goldstandards – eine (einfache) Ware,…” ist ja schon ein Hammer. Warum verkaufen dann nicht sämtliche Zentralbanken dieser Welt ihre gesamten Goldreserven und lagern stattdessen Papiergeldreserven ein? Antwort: Weil sie Papiergeld selbst per Knopfdruck schaffen können, wozu dann lagern.

    Gruß

    DAU2006

  • Saviano // 22. Mrz, 2007

    Natürlich ist Gold eine Ware. Von mir aus eine werthaltige Ware, aber dennoch Ware. Z.B. wird Gold nicht als Zahlungsmittel akzeptiert. Dafür bräuchten Sie schon die Fiat-Euros.

    Die Diskussion dreht sich aber darum, wie werthaltig Gold ist. Sicherlich wird man eines Tages 1 Mio. für Liter Milch brauchen, aber dann wird der durchschnittliche Stundenlohn wahrscheinlich einige Millionen betragen.

    Gold ist zudem als Anlageobjekt für mich fast Inbegriff der Spekulation – es gibt keine vernünftige Bewertungsgrundlage: weder Dividenden, noch Gewinne, noch Produktivität, Nutzen – naja, dominiert durch Emotion. Alleine der gute Wille von jemandem anderen, einen bestimmten Preis zu zahlen (Produktionskosten und industrielle Nutzung sind ziemlich unwesentlich). Ich will damit nicht sagen, dass es sich nicht lohnt, in Gold zu spekulieren. Nur für langfristige Anlage fehlt MIR einfach die intellektuelle Begründung. Trotzdem, nach Jahren könnte man für die gleiche Menge Gold vielleicht mehr “Wohlstand” erwerben als heute. Aber vielleicht auch weniger.

    Die Zentralbanken lagern ja Papiergeldreserven (fremder Währungen, die sie nicht selber schaffen können, vor allem Dollars). Goldverkäufe werden per Abkommen restriktiv gehandhabt, um den Markt nicht zu destabilisieren. Wahrscheinlich spielen auch diverse politische Überlegungen eine Rolle (z.B. gegenüber den goldproduzierenden Ländern).

  • Saviano // 13. Apr, 2007

    Ein ergänzender Link: Die Investments in Edelmetallen sind kein Kinderspiel – The Longest Discipline.

  • Für die Gold-Fans • Börsennotizbuch // 7. Jul, 2007

    [...] Ich halte nicht viel von Gold- und Rohstoff-Investments (und ich muss mit dieser Überzeugung immer wieder höhnische Kommentare, weniger im Blog, aber ansonsten – ja, einstecken). Ich verstehe diese Märkte nicht so gut (vielleicht aber etwas besser als der durchschnittliche neugebackene Rohstoff-Fan in Deutschland), und mir fehlt grundsätzlich der intellektuelle (!?), logische (!?) Zusammenhang, warum sie die Aktien outperformen werden. [...]

  • Gold und Inflation • Börsennotizbuch // 6. Okt, 2007

    [...] Vor einiger Zeit habe ich diesem “sicheren Hafen” auch einen Beitrag gewidmet. Jetzt entdecke ich einen Artikel auf Bloomberg.com, der sich mit den gelobten Aspekten des Goldinvestments befasst. [...]

  • Peak erreicht bei den US-Bonds? • Börsennotizbuch // 6. Apr, 2008

    [...] schaut er sich um und findet doch noch einen möglichen Profiteur: das Gold! Nur (meine Skepsis gegenüber Gold als Investment ist bekannt) wird dieser vergleichsweise enger Markt nun wirklich all die Gelder aufnehmen können, die aus [...]

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