Ein komische Hausse war das (war?) – ohne die Anleger. Zumindest in Deutschland war es so. Alle Studien, Umfragen und Recherchen deuten darauf hin, die Deutschen konnten sich auch während der letzten 5 außerordentlich guten Börsenjahre für die Aktienanlage nicht erwärmen. Die Zahl der Aktionäre sinkt, die Mittelzuflüsse in die Aktienfonds brechen Negativrekorde.
Was auf der anderen Seite Konjunktur hat, sind die Gerechtigkeitsdebatten und die traurige Beobachtung, wie sich die Schere zwischen Löhnen und Kapitalerträgen und – natürlich weitaus unangenehmeren – zwischen Arm und Reich weiter öffnet.
Aber was haben die Bundesbürger unternommen? Was haben die gut informierten und gut philosophierenden Mittelschichtler getan? Diese, die auch mal gern Statistiken zitieren können über die Anteile der Unternehmensgewinne am Volkswirtschaftsprodukt, über die Verlierer (die Menschen in Deutschland) und Gewinner (die Kapitalisten) der Globalisierung etc.?
Sie haben auf das Sparbuch vertraut. Die Mut reichte dann nicht aus, sich an den Kapitalgewinnen zu beteiligen!? So wie es andere woanders vormachen. Etwa wie die Skandinavier, in dessen Richtung immer wieder gern geschaut wird in puncto soziale Gerechtigkeit und erfolgreiche soziale und wirtschaftliche Modelle. Ich will die Debatte und die Analyse hier nicht zu sehr vereinfachen, aber wären die deutschen Sparer etwas mehr “dabei”, in den letzten erfolgreichen Börsenjahren (und übrigens nicht nur in den letzten), sähe die Stimmung, die Konsumlust und die Vermögensbasis etwas anders aus. Und besser.
Noch dazu ein paar Zeilen aus der Zeit:
Zwar gehört es hierzulande zum guten Ton, darüber zu schimpfen, dass sich die Schere zwischen Löhnen und Gehältern auf der einen Seite und Gewinn- und Vermögenseinkommen auf der anderen Seite immer weiter öffnet. Und es stimmt ja auch: Die Nettoreallöhne der Deutschen sind in den vergangenen Jahren durchschnittlich sogar gesunken. Zum vollständigen Bild gehört aber auch, dass viele Bürger nichts unternommen haben, um an den gestiegenen Unternehmensgewinnen zu partizipieren. Nur sieben Prozent der Deutschen besitzen Aktien – und diese Zahl sinkt noch. Wohlgemerkt: Es geht nicht um jene Leute, die so wenig Geld haben, dass sie gar nichts sparen können. Wenn aber selbst weite Teile der Mittelschicht noch immer das Sparbuch für die beste aller Geldanlagen halten, dann ist das dramatisch.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Des Deutschen Vorliebe zum Pessimismus • Börsennotizbuch // 19. Dez, 2007
[...] Und sagen Sie mir, werden diese Menschen Aktien kaufen? Natürlich – immer weniger. [...]
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