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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die Schuld des Staates und … von allen

15. Oktober, 2008 · 3 Kommentare

Hier ein Beitrag, den ich unbedingt weiterreichen will: Die Elite rettet sich selbst von Weissgarnix.de.

Er handelt von der Mitschuld, die unsere Regierenden an der Krise haben. Von ihrem aktiven Beitrag zur Schaffung der Rahmenbedingungen, die die Verwerfungen erst ermöglicht haben — in diesem Falle: das massive Verbriefen und Weiterreichen der “Giftpakete” mit Hypothekenschulden.

Via: egghat, der dazu auch ein gutes Stückchen (bezogen stärker auf die USA) verfasst hat.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Film ein, den ich irgendwann vorgestern im TV gesehen habe. Ein alter schwarz-weißer Film über den Börsenkrach von 1929 (halb Dokumentation, halb Verfilmung):

Die Geschichte kennen wir — im historischen September 1929 stürzen die Kurse an der Wall Street vehement ab. Die verschiedensten Versuche, für Ruhe zu sorgen, scheitern kläglich. Weder die öffentlich zur Schau gestellten Zuversicht von Politikern und Industriellen noch die demonstrativen großvolumigen Käufe der Bankiers können die Baisse aufhalten. Der Preisverfall an der Börse reißt kurz darauf die ganze Wirtschaft in die Rezession; aus der Rezession entwickelt sich eine Depression — die düstere Zeit von Massenverarmung und Massenarbeitslosigkeit.

Natürlich war man erpicht, Schuldige zu finden (und zu bestrafen). Man gründete Komissionen, ermittelte, witterte ein Komplott, eine betrügerische Verschwörung. Wie war es möglich, dass Aktiengesellschaften gestern noch Hunderte von Millionen Wert waren und heute nichts? Wer hat das Land in dieses verdorbene Spiel hinein getrieben? Etc. etc.

Die Antwort des Präsidenten der New Yorker Börse (an sich keine ungetrübt ehrenhafte Person, wie es sich später herausstellte, spielt hier aber keine Rolle):

Wer war schuld? — Hundertzwanzig Millionen Amerikaner waren schuld. Hundertzwanzig Millionen Amerikaner, die verblendet, naiv und gierig immer mehr und immer mehr Aktien kauften, immer riskanter, auf Kredit… Hundertzwanzig Millionen — alle.

Ich sehe hier gewisse Parallelen zu der jetzigen Krise. Dabei bin ich sehr weit davon entfernt, die “tragenden” Banken, Ratingagenturen, Manager und Politiker zu entschuldigen. Ganz im Gegenteil — es wird mich nur freuen, wenn die Vorgänge penibel und streng untersucht und eventuelle kriminelle Taten enthüllt werden. Wenn letztendlich Konsequenzen folgen, die nicht nur millionenschwere Abfindungen sind…

Es besteht jedoch auch eine gewisse Rechtfertigung (zumindest das) für den Einsatz von Steuergeldern, denn der gemeine Steuerzahler ist in einer Marktwirtschaft und in einer Demokratie wenigstens mittelbar verantwortlich. An anderer Stelle zahlen wir auch salzig für die Dummheiten unserer Vertreter. Schlechte Gesetze vernichten woanders auch unsere Steuer-Milliarden.

Am Hypothekenzirkus waren zwar wenige Deutsche direkt beteiligt, ich spreche hier aber prinzipiell. In Amerika etwa, in Spanien, in Großbritannien spielte der eine oder andere doch ganz eifrig mit. Es haben sich Millionen kleinere (und einige große) Dummheiten zu einem Berg von Problemen aufgehäuft. Jetzt werden Millionen Hände gebraucht, um aufzuräumen. Gerecht? Hm… Wissen Sie… das Leben … Nein, es ist nicht gerecht, aber die gemeinsame “Erziehungsarbeit” ist – scheint mir – auch nicht ganz so unverdient wie der erste Eindruck vermuten ließe…

PS: Mit diesem Kommentar, will ich auf keinen Fall sagen, dass man stoisch die Fehler hinnehmen (und zahlen) soll. Nach dem Crash 1929 zog man auch Konsequenzen, verschärfte die Börsengesetze, die SEC (United States Securities and Exchange Commission) wurde gegründet; nach 1987 wurde der (wiederum nur mitschuldige) automatische Computer-Handel beschränkt. Jetzt müssen auch entsprechende Schritte unternommen und “Systemlücken” gefüllt werden.

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