Natürlich wissen wir von der Peak-Oil-Theorie: Einer der wichtigsten Bestandteile dabei ist, dass sich die globale Ölproduktion nahe einem Top befindet und wohl nie mehr signifikant (oder lange genug) darüber steigen wird.
Auf der anderen Seite behaupten die Optimisten, dass die niedrigen Preise in der Vergangenheit dafür verantwortlich waren, dass die Öl-Konzerne und Ol-Explorationsfirmen zu wenig investiert und die Produktion* (verständlicherweise bei den niedrigen Preisen) einfach stark reduziert haben (aber sie können auch anders…) — *siehe hierzu Kommentar #2.
Gut, wie es im Englischen heißt, the jury is still out…
Etwas Daten können wir uns aber anschauen: The Capital Spectator präsentiert uns die Grafik der globalen Ölproduktion der letzten ca. 30 Jahre:
The reported peak (so far) in global crude oil production came in May 2005 at 74.3 million barrels per day (bpd), as our chart below [hier: oben] shows, according to numbers from the U.S. Energy Information Administration. In fact, there’s been only three months when global production crossed above 74 million bpd, the latest one coming last October at 74.1 million bpd, or just below the May 2005 summit.
Ich glaube es ist gar nicht entscheidend, ob die Produktion den Höhepunkt erreicht hat oder das noch kommt.
Was viel entscheidender ist: Die Nachfrage steigt jetzt schon schneller als die Förderung. Die Ölnachfrage steigt um 2 bis 3 Prozent pro Jahr, die Förderung aber kaum noch.
Ich weiß von der Nachfrage, allerdings (wenn man etwas nachdenkt) ist auch diese Argumentation problematisch (sie ist aber im Kern und nicht nur im Kern sehr richtig).
Zunächst wollte ich tatsächlich nach “Oil Consumption” (oder ähnlich) suchen. Aber wozu? Die Ölproduktion ist doch gleich Ölverbrauch (wenn man von dem minimalen time lag der Lagerung und Raffinerien absieht). Also haben wir auch einen “Verbrauch-Chart” vor uns.
Was ist aber die “Öl-Nachfrage”, von der Du sprichst? Was wird denn stärker nachgefragt, als es gefördert werden kann? (Hier bemerke ich allerdings einen Fehler auch in meinem Text — es ist wohl nicht richtig von einer Reduktion der Förderung/Produktion zu sprechen, sondern von Reduktion bei der Forschung und der Infrastruktur, die es erlauben würden, die Produktion jetzt schneller zu erweitern).
Also, die Nachfrage hat hier wohl etwas mit dem Preis zu tun. Bestimmte Akteure sind bereit und imstande, deutlich höhere Preise zu akzeptieren. Aber würde man, übrigens, den Öl-Preischart hierüber legen, sieht es etwas verwirrend aus:
Von 1980 bis 1998 fiel der Preis in der Tendenz (selbstverständlich unter gehöriger Volatilität) bis er vor 10 Jahren die Marke von ca. 12 (!) Dollar erreichte. Der heftige Anstieg dann (stärker ab 2001-2002) kommt mir etwas zu plötzlich, damit ich es nur mir einer wirtschaftlichen, fundamentalen Nachfrageänderung erklären könnte. Die Welt (auch China) wuchs vorher nicht viel weniger stark wie jetzt!
Ich werde wohl nicht die Öl-Angebot-Nachfrage-Mechanismen leicht durchschauen und noch weniger hier mit ein paar einfachen Sätzen erklären können. Aber das Angebot-Nachfrage-Prinzip sollte greifen.
Die eine Frage ist, wer und warum die hohen Ölpreise zahlt? Sind es die Produzenten? Sind es Spekulanten? Einiges spricht für eine Mischung.
Die Inflation ist im Zeitraum des großen Anstiegs nicht sonderlich angesprungen. Erst im letzten Jahr haben wir stärkere inflationäre Tendenzen feststellen können. Alleine dies reicht aber nicht — die Faktoren für die Inflation sind vielfältig.
Die Unternehmen scheinen (schienen) auch noch gute Gewinne erzielen zu können (obwohl, stimmte das für China, die Hersteller?) Also große Produktivitätssprünge, sprich die Unternehmen konnten es sich erlauben, weil sie produktiver waren? Vielleicht plausibel — und für die Weltwirtschaft nicht das Gefährlichste.
Ich wollte auch noch einen Zitat bringen:
High energy prices, however, bring new minds to both the supply side and demand side of energy. We have today a vast array of massive investments in energy production, both new and old. Government regulations and subsidies are of course wasting billions on the wrong technologies (like corn-based ethanol, wind, solar, and hydrogen power), but high prices are pushing energy production and raw materials expansion like never before.
Dozens then hundreds of huge new oil, gas, coal, and mineral production operations will come on stream in the coming months and years. A hint of economic slowdown now may shake out overly-leveraged resource speculators and drop prices significantly. But once the tens of billions of dollars have been invested in new infrastructure in Australia, Brazil, Africa, and the Middle East, these resources will flow to markets based on marginal costs, so price drops won’t slow the flow.
Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Es soll ziemlich rentabel sein, Öl bei ca. 90-100 Dollar pro Barrel zu fördern. Leider haben wir es mit Kartellen zu tun. Aber auch für sie wird es eine ökonomisch optimale Preisstellung geben, die (aufgrund von Marginalkosten und getätigten Investitionen) eher unter dem heutigen Niveau liegen sollte. Besonders, wenn die Kapazitäten so doll ausgebaut werden, wie behauptet.
(Ich sehe, ich habe einiges gesagt, und doch nicht sehr viel. Aber ich wollte es loswerden)
[...] haben (häufig) Debatten über Energie und im Speziellen Öl. Deswegen hier ein Link zu der umfassenden Ressourcensammlung der Energy Information Administration [...]
Und mit guten Aussichten soll man (heutzutage) nicht übertreiben — hier eine nicht so gute (auch öl-bezogen):
The longer term trend has the retail price of gasoline in the US going to $3.50 a gallon at some point in 2008. Some industry experts speculate that such will happen this spring during the seasonal bump in gasoline prices and reflecting the need to add a costly additive called alkylate. The conversion from MTBE to alkylate for summer driving was ordered in 2005, and observers argue that the sharp spring spikes in the gasoline price over the past three years reflect the new additive which spot trades 15 – 20% above gasoline. Refiners have added capacity to crack out alkylate, but the spot market remains fairly large.
Ich lese gerade einen Artikel von Ken Fisher, in dem er seinen mehrmals und an verschiedenen Stellen geäußerten Optimismus für die Weltkonjunktur und die Aktienbörsen noch einmal bekräftigt. Unter den ...
Das ist mittlerweile der Tenor und die Erwartung der Märkte (wie ich im letzten Beitrag erwähnt habe):
"Wir stehen kurz vor einer Eskalationsstufe, und es gibt nur noch einen Rettungsanker - ...
Ein sehr lesenswerter Artikel von Fabian Lindner bei Herdentrieb/ZEIT: Europa 2011 = Europa 1931.
Thomas Fricke argumentiert in die gleiche Richtung: Frau Merkel beendet den Aufschwung (FTD).
Und nochmal aus der Feder ...
Wieder mal ein Post ... war auch Zeit ...
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Gottfried Heller beobachtet seit Jahren eine skurrile Zweiteilung der deutschen Anleger: Die einen investieren (ängstlich) ausschließlich in Zinspapiere, die anderen verfallen ins gegensätzliche Extremum und jagen nach schnellen Erfolgen mit ...
4 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 11. Feb, 2008
Ich glaube es ist gar nicht entscheidend, ob die Produktion den Höhepunkt erreicht hat oder das noch kommt.
Was viel entscheidender ist: Die Nachfrage steigt jetzt schon schneller als die Förderung. Die Ölnachfrage steigt um 2 bis 3 Prozent pro Jahr, die Förderung aber kaum noch.
Also steigen die Preise.
Saviano // 12. Feb, 2008
Ich schrieb ja — the jury is still out…
Ich weiß von der Nachfrage, allerdings (wenn man etwas nachdenkt) ist auch diese Argumentation problematisch (sie ist aber im Kern und nicht nur im Kern sehr richtig).
Zunächst wollte ich tatsächlich nach “Oil Consumption” (oder ähnlich) suchen. Aber wozu? Die Ölproduktion ist doch gleich Ölverbrauch (wenn man von dem minimalen time lag der Lagerung und Raffinerien absieht). Also haben wir auch einen “Verbrauch-Chart” vor uns.
Was ist aber die “Öl-Nachfrage”, von der Du sprichst? Was wird denn stärker nachgefragt, als es gefördert werden kann? (Hier bemerke ich allerdings einen Fehler auch in meinem Text — es ist wohl nicht richtig von einer Reduktion der Förderung/Produktion zu sprechen, sondern von Reduktion bei der Forschung und der Infrastruktur, die es erlauben würden, die Produktion jetzt schneller zu erweitern).
Also, die Nachfrage hat hier wohl etwas mit dem Preis zu tun. Bestimmte Akteure sind bereit und imstande, deutlich höhere Preise zu akzeptieren. Aber würde man, übrigens, den Öl-Preischart hierüber legen, sieht es etwas verwirrend aus:
Von 1980 bis 1998 fiel der Preis in der Tendenz (selbstverständlich unter gehöriger Volatilität) bis er vor 10 Jahren die Marke von ca. 12 (!) Dollar erreichte. Der heftige Anstieg dann (stärker ab 2001-2002) kommt mir etwas zu plötzlich, damit ich es nur mir einer wirtschaftlichen, fundamentalen Nachfrageänderung erklären könnte. Die Welt (auch China) wuchs vorher nicht viel weniger stark wie jetzt!
Ich werde wohl nicht die Öl-Angebot-Nachfrage-Mechanismen leicht durchschauen und noch weniger hier mit ein paar einfachen Sätzen erklären können. Aber das Angebot-Nachfrage-Prinzip sollte greifen.
Die eine Frage ist, wer und warum die hohen Ölpreise zahlt? Sind es die Produzenten? Sind es Spekulanten? Einiges spricht für eine Mischung.
Die Inflation ist im Zeitraum des großen Anstiegs nicht sonderlich angesprungen. Erst im letzten Jahr haben wir stärkere inflationäre Tendenzen feststellen können. Alleine dies reicht aber nicht — die Faktoren für die Inflation sind vielfältig.
Die Unternehmen scheinen (schienen) auch noch gute Gewinne erzielen zu können (obwohl, stimmte das für China, die Hersteller?) Also große Produktivitätssprünge, sprich die Unternehmen konnten es sich erlauben, weil sie produktiver waren? Vielleicht plausibel — und für die Weltwirtschaft nicht das Gefährlichste.
Ich wollte auch noch einen Zitat bringen:
Recessions Then and Now, from Greg Rehmke
Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Es soll ziemlich rentabel sein, Öl bei ca. 90-100 Dollar pro Barrel zu fördern. Leider haben wir es mit Kartellen zu tun. Aber auch für sie wird es eine ökonomisch optimale Preisstellung geben, die (aufgrund von Marginalkosten und getätigten Investitionen) eher unter dem heutigen Niveau liegen sollte. Besonders, wenn die Kapazitäten so doll ausgebaut werden, wie behauptet.
(Ich sehe, ich habe einiges gesagt, und doch nicht sehr viel. Aber ich wollte es loswerden)
Ressourcen: Energie-Daten • Börsennotizbuch // 12. Feb, 2008
[...] haben (häufig) Debatten über Energie und im Speziellen Öl. Deswegen hier ein Link zu der umfassenden Ressourcensammlung der Energy Information Administration [...]
Saviano // 12. Feb, 2008
Und mit guten Aussichten soll man (heutzutage) nicht übertreiben — hier eine nicht so gute (auch öl-bezogen):
Capmarketline, Uh Oh — Liquid Gold (Alkylate)
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