Der Kapitalismus soll ein Kettenbrief sein. Stimmt, nur es kommt immer wieder neues Geld rein und die unterliegende reale Leistung wächst stetig. Aber vielleicht das Wichtigste: Es gibt praktisch keine Option “Ich will nicht mehr spielen”.
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Die Krise hat viele schlimme Seiten, aber für die alten Europäer (besonders für die Deutschen) hat sie auch eine angenehme Nebenwirkung: Sie diente ihnen als Beweis gegen den sog. “Marktglauben”, den sie nie wirklich annehmen konnten, gegen ein Wirtschaftstempo, das sie sehr wohl mithalten können, aber ihnen immer ungemütlicher wurde, schließlich gegen den Kapitalismus, mit dem sie zwar (gern) leben, den sie aber nie wirklich geliebt haben. Die Krise, so scheint mir, hat hier sogar eine entspannende mentale Wirkung gehabt.
Was uns jetzt aber passieren kann, ist die “unangenehme” Erkenntnis, dass alles doch beim Alten bleibt. Dass der angelsächsische Kapitalismus (landläufig auch als Finanzkapitalismus bekannt) doch überlebensfähig ist. Die Krönung der Enttäuschung wäre es, wenn er auch weiterhin dynamischer und wohlfahrtsstiftender* ist als die angeblich solide “kontinentale Art”.
* Apropos “wohlstandsstiftend”: Im Grunde teile ich die Meinung von Prof. Solow, dass der Wohlstand (bzw. das Wachstum der Wirtschaftsleistung) fast ausschließlich auf den (technischen) Fortschritt zurückzuführen ist (also viel, viel weniger auf Bildung von Kapitalstock, sprich Sparen und Investieren, solange dieser Prozess ohne einen technischen Fortschritt betrachtet wird) (vgl. Produktivitätsvergleiche Euroland und USA). Soweit die Europäer schnell und umfassend genug auf dem neuesten technologischen Stand sind, dürften große Wohlstandsunterschiede schwierig entstehen.
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Da alle guten Dinge drei sind: Sind diese beiden Kurse gleich? Wahrscheinlich nicht: Beim zweiten sollte es weniger Optimisten geben, die Aktien halten.
2 Kommentare bis jetzt ↓
Paul Krugman: UK könnte sich schneller erholen • Börsennotizbuch // 6. Aug, 2009
[...] Und – wie?! – kann es denn möglich sein, dass die Angelsachsen früher aus der Krise rauskommen?… [...]
Forschung und Innovation in Deutschland: DIW-Studien • Börsennotizbuch // 27. Okt, 2009
[...] heißt es so oft. Dem stimme ich selbstverständlich zu. Auch früher habe ich Prof. Solow erwähnt, der ermittelt hat, dass der übergroße Teil (ich glaube bis zu 90%) des [...]
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