Die Schwierigkeit beim “gelben Metall” ist es, dass das Ding kaum inneren Wert besitzt, keinen Wert, der auf eine andere Weise und auch nicht ungefähr bestimmbar wäre als durch den aktuellen Kurs. Sicher, man kann von einem mehr oder wenigen stabilen Verhältnis zur Kaufkraft ausgehen (die Top-Funktion des Goldes: Werterhalt), das aufgrund einer globalen (unbewussten) Konvention besteht.
Aber ein Blick auf die historische Entwicklung offenbart schnell, dass dies unmöglich kurz- bis mittelfristig funktioniert. Die Schwankungen sind einfach viel zu heftig, um von einer Wertstabilitätsfunktion im engeren Sinn sprechen zu können.
Die Menschen kaufen Gold – angeblich – als Sicherheit. Aktuell angeblich als Sicherheit vor der Geldentwertung. Ist es aber nicht besser TIPS (Treasury inflation-protected security, inflationsindexierte Anleihen) zu erwerben? Glauben die Menschen, dass der Staat diese Wertpapiere nicht korrekt bedienen wird? Glauben sie, dass die Inflation falsch ausgewiesen wird? Die TIPS wären sicherer, sie haben feste Konditionen. Man ist nicht abhängig vom Wohlwollen des Marktes. Was passiert, wenn der Goldpreis plötzlich fallen soll? Wo ist die Sicherheit?
Also, denke ich, ist es nicht wirklich das Sicherheitsbewusstsein der treibende Faktor (zumindest jetzt nicht mehr). Es ist eher das Gegenteil davon, die spekulative Gewinnverfolgung, die die Nachfrage motiviert.
Ein weiterer Hinweis ist das ständige Schielen auf die Zentralbanken in Asien, die in Gold diversifizieren möchten. Es ist nichts Falsches daran, schließlich ist diese Nachfrage marktbewegend. Aber es zeigt sich, die Teilnehmer brauchen solche Stories genauso viel wie die Prophezeiungen von Hyperinflation.
Zum Glück spielt das Gold keine so wichtige realwirtschaftliche Rolle, wie etwa das Öl, also kann es meinetwegen ruhig weiter steigen. Aber ich bin mir fast sicher, dass die heutigen Käufer wenig Werterhalt sehen werden…
4 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 19. Nov, 2009
Nochma: Gold ist nicht die unbedingt die beste Anlage für den Fall von etwas weniger oder mehr Inflation. Sondern für den Fall von richtig viel Inflation oder den Fall, dass keiner mehr die Anleihen zurückzahlt …
Saviano // 19. Nov, 2009
Glaubst du, Gold wird jetzt aus diesen Gründen (so massenhaft) gekauft?
Wie groß ist übrigens der Goldmarkt? Kennst du eine Schätzung?
twc-online // 26. Nov, 2009
Der physische Goldmarkt ist sehr klein.
Siehe z.B. diese Studie: 1% der Marktkapitalisierung von Aktien + Rentenmarkt würde ca. 18 Jahre Goldminenproduktion ausmachen
http://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:d0rKl2VRONMJ:www.hypovereinsbank.de/media/pdf/rese_publ_coou_090824_e.pdf+goldmarkt+volumen&hl=de&gl=de&sig=AHIEtbRJ9dWil2ASdJHSxV80lKDERhP3VQ
Zahlen von 2003-2007: jährliches Volumen ca. 3675 Tonnen, Bestand ca. 161000 Tonnen
http://www.invest.gold.org/sites/de/why_gold/demand_and_supply/
Physischer Goldmarkt: Studien und Daten • Börsennotizbuch // 26. Nov, 2009
[...] jemand den Kommentar übersehen haben, hier noch einmal der Hinweis auf diese Studien und Daten, auf die uns der [...]
Kommentieren: