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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Gibt es wirklich eine Bedrohung durch chinesisches Kapital?

5. Juli, 2007 · 3 Kommentare

Dragon China… oder natürlich auch russisches, oder indisches oder wie auch immer?

Die Debatte nimmt – habe ich das Gefühl – Geschwindigkeit auf: gibt es Bedenken, soll es geben und, überhaupt, wie verhält es sich eigentlich mit möglichen Investitionen von Staaten wie China oder Russland im industrialisierten Westen?

Diese haben bekanntlich monströse Fremdwährungsreserven (vor allem Dollar) angehäuft, und Finanzwelt und Politik machen sich Gedanken, was würde denn passieren, falls diese Reserven nicht mehr in (westlichen, vor allem US-amerikanischen) Staatsanleihen investiert werden, sondern damit tatsächlich Sachvermögen aufgekauft würde, sprich Aktiengesellschaften samt all ihrem Know-How und Technologie.

Dieter Wermuth rät zu einer nüchternen und ruhigeren Betrachtung: Die Russen kommen – die Chinesen auch.

Er beschreibt gut auf der einen Seite die finanztechnischen Aspekte, darunter das einfache “die Chinesen werden das erhalten, was die Eigentümer ihnen abgeben wollen”. Auf der anderen zeigt er, dass – sogar am Beispiel Gas – die Abhängigkeit und mögliche Einflussnahme nicht so wahnsinnig hoch sei, wie häufig in den Medien dargestellt (hier habe ich allerdings Zweifel!).

Ich glaube, wenn man die Problematik auf einer wirtschaftlichen Ebene betrachtet, haben wir wenig Gründe zur Sorge. Das entscheidende Problem ist es, dass wir eben nicht immer die Analyse auf der wirtschaftlichen Ebene führen können. Tatsache ist, dass die erwähnten Länder nicht gerade “lupenreine Demokratien” sind. Man kann leider nicht ruhig unterstellen, dass ihre Investitionen allein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen und solche bedienen werden.

Die USA haben, soweit ich weiß, entsprechende Gesetzgebung, die Investitionen in strategischen Unternehmen/Bereiche überprüft und genehmigen soll. In Deutschland gibt es auch ähnliche Klauseln. Es stimmt – für die meisten Technologien, Marken und Märkte kann man ruhig den freien Markt walten lassen. Wenn die Chinesen bestimmte Unternehmen so viel wollen – bitte schön! Die Preise werden aber mit der Zunahme solcher Aktivitäten auch kräftig steigen. Versucht mal bitte den Westen aufzukaufen! Das Geld fließt zumeist noch dem Westen selbst zu, und wir müssen schauen, was wir alles daraus machen können. Darüber hinaus steckt viel von der Technologie und in erster Linie der Zukunftstechnologie vor allem in den Köpfen (eigentlich ein zweischneidiges Ding, da diese noch leichter abzukaufen/abzuwerben sind).

Trotzdem – es gibt strategische Bereiche, die nicht so leicht dem Markt überlassen werden sollen. Nur werden die Verantwortlichen immer genau urteilen können?

Ich sehe die Debatte nicht so entspannt wie Dieter Wermuth. Nicht, solange wir es mit autoritären Regimen zu tun haben. Richtig ist es, dass durch überstrenge Kontrollen eher wenig zu erreichen wäre, dass Panikmache und noch mehr Protektionismus kaum nützen werden. Aber die Bemühungen, die in Richtung Durchsetzung von wirklicher Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und privaten marktwirtschaftlichen Entscheidungen in diesen Ländern gehen, erhalten noch mehr Bedeutung und Priorität.

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt

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