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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Germany is back!

16. März, 2007 · 1 Kommentar

In den letzten Wochen der Besorgnis an den Börsen scheint mir, dass die Freude über die recht robuste Lage in Deutschland etwas zu kurz kommt. Natürlich kann man einwenden, dass wir das plötzliche Zurückmelden von Wirtschafs-Deutschland mit ordentlichen Wachstumsraten, sinkender Arbeitslosigkeit und – Grüße an die Konsolidierungsfans! - sinkender Neuverschuldung schon zu Genüge gehört haben. Tatsächlich? Ich habe das Gefühl, dass die guten Nachrichten noch nicht ganz angekommen sind; die lange Krise macht uns vorsichtig; so zu sagen: wir halten noch einen ansehnlichen “Risikoaufschlag” für angebracht.

Die gute Wende wurde von den meisten Wirtschafts-Experten nicht für möglich gehalten. Wie bereits geschrieben, verfiel auch die Bevölkerung in eine Art “Wirtschaftsmelancholie”. Und jetzt auf einmal – ein Wachstumsschub! Thomas Fricke schreibt in seiner Kapital-Kolumne bei FTD.de:

Die Fragen drängen sich auf: Warum haben so wenige Experten diese Entwicklung vorhergesehen? Weshalb hat niemand an die Kraft der deutschen Wirtschaft geglaubt? Und was ist in Deutschland geschehen? Die Antwort könnte sein, dass die Deutschen sich vor lauter Krisengerede in den vergangenen Jahren selbst unterschätzt und schlecht geredet haben. Gleichzeitig haben sie die Krise offenbar dazu genutzt, sich ziemlich fit zu machen für die nächsten Jahre – fitter womöglich als Amerikaner, Briten, Franzosen und andere.

Es ist schon viel Wahres dran: die Deutschen haben nie wirklich aufgegeben, die deutschen Unternehmen haben sich nicht ideen- und kampflos der Ökonomen-Skepsis hingegeben, sie haben eifrig an Lösungen gearbeitet. Vielleicht “zu” eifrig, wie Fricke anspielt.

Den Deutschen könnte die harte Zeit jetzt sogar zugute kommen. Nirgendwo waren die Firmen so stark unter Druck, sich mit neuen Ideen und immer schlankeren Produktionswegen gegen die Konkurrenz aus Asien oder Osteuropa zu wehren. Nirgendwo sind die Unternehmen seitdem so gut aufgestellt. Die Lohnstückkosten sind auf dem Stand von 1992. Kein anderes großes Industrieland hat es so geschafft, seine Weltmarktanteile in den vergangenen Jahren prozentual stabil zu halten, obwohl China, Indien und andere aufstrebende Länder ihren Anteil an den Weltexporten vergrößern. USA, Frankreich und Great Britain haben nicht so gut abgeschnitten.

Die wichtige Frage, die uns jetzt (vor allem aus Börsen-Sicht) beschäftigt, ist: wie lange wird dieser Konjunkturaufschwung, den manche schon als “kleines Wirtschaftswunder” bezeichnen, anhalten?

Die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten lassen uns optimistisch vermuten können, dass die deutsche Wirtschaft mindestens in 2007 auf Expansionskurs bleiben wird. Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die selbsttragenden Kräfte nun eingesetzt (oder sind gerade dabei, es zu tun). Blieben größere externe Schocks aus, können wir uns leicht einen längeren Aufschwungzyklus vorstellen, wie es übrigens der Chef des Münchener Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, tut: Konjunkturhoch bis 2010.

Bei allen Unwägbarkeiten und Risiken, die in den letzten Wochen besonders sensibel wahrgenommen wurden, sollten vorausschauende Börsianer, das “Risiko” eines robusten Aufschwungs auch nicht unterschätzen.

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt · Wirtschaftsdaten

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