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Börsennotizbuch

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Feste Wechselkurse? — Fest, aber brüchig.

2. Dezember, 2009 · 1 Kommentar

Die Gefahren eines Dollar-Kollapses sollen – so gleich zwei Stimmen, auf die ich heute hinweisen möchte – durch ein neues System fester Wechselkurse beseitigt werden. Dieter Wermuth und Yale-Professor Jeffrey Garten argumentieren für ein solches internationales Regelwerk.

Ich bin von dieser Idee nicht so begeistert. Zumindest nicht in der Form eines eng definierten Umtauschverhältnisses. Feste Kurse verhindern eigentlich nicht wirklich die Gefahren möglicher Währungskrisen, sie verdecken sie meist nur. Darüber hinaus laden sie die Spekulanten geradezu ein, auf mögliche Ab- und Aufwertungen ohne viel Risiko zu spekulieren:

Ergeben sich bei gegebenen festen Wechselkursen — über die Zeit — gewisse Diskrepanzen (zum Beispiel beim Zinsniveau, Wachstum, Investitionsmöglichkeiten etc.) werden die Finanzjongleure viel mehr Kapital in die Währung transferieren, die tendenziell aufwerten sollte, und auf eine mögliche Anpassung des (festen) Wechselkurses wetten als bei flexiblen Preisen. Sie haben ja wenig Risiko zu tragen: Die Gegenpartei der Spekulation ist nicht ein anderer Marktteilnehmer (mit gegensätzlicher Meinung), sondern i.d.R. eine Zentralbank, die sich verpflichtet hat, den festen Kurs zu verteidigen.

Sind die Diskrepanzen so groß, dass sie ein Festhalten am definierten Wechselkurs unmöglich (bzw. extrem teuer) machen, so wird man ihn nolens volens ändern. Gewöhnlich über Nacht, am Wochenende. Ein plötzliches Auf- oder Abwerten kann unter Umständen viel schmerzhafter für eine Volkswirtschaft sein als eine allmähliche Bewegung.

Würde es zu keiner Anpassung kommen, d.h. die Zentralbanken haben dem Druck erfolgreich standgehalten, so können die Spekulanten mit +/- Null wieder aus dem Geschäft aussteigen (sprich: das heiße Geld wieder in die ursprüngliche Währung zurück transferieren, und zwar zum gleichen festen Wechselkurs wie vorher).

Diese ungleichmäßige Verteilung von Risiken und Chancen kann u.U. eine sich verstärkende spekulative Spirale hervorrufen und enormen Druck auf die Institutionen ausüben. Man kann dies bildhaft so beschreiben: Die festen Wechselkurse sind fest, aber brüchig. Die flexiblen sind elastisch. Bei den Ersteren merkt man, dass die Last zu schwer ist, wenn die Achse bricht; bei den Letzteren merkt man Verformungen noch bevor es zum Bruch kommt.

Aber nochmal die Hinweise (die pro feste Wechselkurse argumentieren):

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1 Kommentar bis jetzt ↓

  • Nico // 2. Dez, 2009

    Da muss man ja ganz schön suchen, bis man hier die Kommentare findet ;-)

    Feste Wechselkurse halte ich aus den selben Gründen wie auch Du für unsinnig. Ich denke, es müssen gänzlich innovative Lösungen gefunden werden, kein kalter Kaffee…

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