anzeige

Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
Börsennotizbuch random header image

Emerging Markets Blues. Heute unter anderem: Staatsanleihen von Russland und Ukraine mit Zinsaufschlägen in Rekordhöhe

24. Oktober, 2008 · 1 Kommentar

Blues Schwierige Zeiten
Bild: dcaseyphoto

Dass die Emerging Markets keine “Safe Hevens” sind, müssen die Investoren in letzter Zeit auf schmerzvolle Weise erfahren. Nicht nur die Aktien kollabieren, auch die Anleihen – Rohstoffressourcen hin oder her – geben stark nach. Der Markt preist geradezu extreme Ausfallwahrscheinlichkeiten ein… Um sich gegen Zahlungsausfall bei den russischen Staatsanleihen versichern zu können, zahlte man 10 Prozentpunkte Aufschlag, bei den ukrainischen — ganze 28! Prozentpunkte!

Mehr: egghat, der auch auf die Artikel verlinkt:
 
Faz: Der russische Rubel wirkt angezählt.
 
Financial Times / Alphaville: CDS report: European credit default swaps hit record wides.

Es ist natürlich etwas erstaunlich, wie solche Zinsaufschläge bzw. Ausfallwahrscheinlichkeiten für ein Land wie Russland, mit (zuletzt bekannten) an die 500 Mrd. US-Dollar Währungsreserven, zustande kommen. Ich habe keine Antwort parat. Nur einige Vermutungen und Sachen, die man so hört…

Natürlich wickeln viele Finanzinvestoren (hier ist das Wort “Hedgefonds” immer griffbereit) voluminöse Investments “rückwärts” ab — die Gelder, die in die Emerging Markets geflossen sind, werden jetzt wohl zurück in die Heimat (meistens USA bzw. US-Dollar) transferiert. Und zwar schnellstens. Letztendlich sind die USA (ob es uns gefällt oder nicht) der einzige “Safe Haven” (Europa ist auch nicht unsicher, aber halt nicht die Nummer Eins).

Da war auch noch dieses ominöse Ding “Carry Trades” — billige Industrieländer-Kredite in relativ hoch verzinste bzw. stark performende Emerging-Markets-Papiere (vor allem Anleihen) anzulegen und die Zinsdifferenz (idealerweise plus Währungsgewinn) einzustreichen. Es war lange kein schlechtes Geschäft, nur jetzt sieht man die Gegenreaktion — am besten beim Yen (die japanische Währung zeigt sich sehr stark, übrigens insgesamt in etwa seit Mitte 2007 — ein Zufall?). Auch der Dollar wurde irgendwann mal zum Carry-Trade-Objekt.

Ãœberhaupt, die Carry Trades waren eine Zeit lang die größte Sorge des Finanzsystems. Sie dienten als stetige Liquiditätsquelle und speisten die gut ausgebildeten Trends. Doch wenn viel Geld die gleiche Richtung nimmt, kann es lange, aber nicht ewig gut gehen. Erste Zeichen für die “Umkehrung” der Carry Trades kamen , wie gesagt, 2007. Ich weiß nur nicht genau, ob die Finanzkrise und die Carry Trades die zwei Seiten einunddesselben Desasters sind oder ob wir es hier mit einer zweiten Kernschmelze zu tun haben…

Als drittens und viertens möchte ich dann zwei Links vorschlagen:

Das ist auch nicht gerade das Unternehmen, von dem man solche Meldungen erwarten würde. Interessant an der Sache: Gazprom verdient nach wie vor prächtig, Finanzmanagement kann aber sehr viel ausmachen…

Sensibilisiert für unerwartete Entwicklungen kann man sich auch diesen Artikel anschauen:

Ich bin nicht komplett durchgestiegen, wieso man auch mit einem Berg von ca. 1.200 Mrd. USD Währungsreserven plötzlich Kapital benötigt, aber da ist der Link, die Quelle ist seriös und die Materie auch…

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Zinsen

Tags:, , , , ,

Vor- und zurückblättern (aktuelle Kategorie) ↓

Anzeige ↓


Verwandte Beiträge ↓



1 Kommentar bis jetzt ↓

  • Alphaville // 15. Dez, 2008

    Manche Länder wissen eben, wie man die anderen ausnimmt und so langsam immer mehr Macht anhäuft …

Kommentieren: