Im Grunde genommen bedeutet die Zahl: keine Inflation. Sogar bedeutet sie eine ernst zu nehmende Gefahr deflationären Drucks…
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist der Verbraucherpreisindex für Deutschland im Jahresdurchschnitt 2009 gegenüber 2008 um 0,4% gestiegen. Dies ist die niedrigste Jahresteuerungsrate im wiedervereinigten Deutschland. Eine ähnlich niedrige Teuerungsrate wurde 1999 mit + 0,6% ermittelt. In den Jahren 2007 und 2008 hatte die Jahresteuerungsrate noch oberhalb des für die Geldpolitik wichtigen Schwellenwertes von zwei Prozent gelegen (2007: + 2,3%; 2008: + 2,6%). Die durchschnittliche Jahresteuerungsrate seit 1999 liegt bei 1,5%.
Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreise 2009: + 0,4% gegenüber dem Vorjahr
Keiner mag es, wenn die Preise im Laden steigen. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Wenn wir einmal nicht als Verbraucher denken, sondern aus der Sicht der Firma, in der wir arbeiten (wir brauchen nicht einmal als “Kapitalisten” denken), dann wird es selbstverständlicher:
Es ist eher gut, wenn unsere Firma von Zeit zu Zeit bei den Kunden höhere Preise durchsetzen kann. Jedes Unternehmen hat Aufwendungen (darunter unser Gehalt) und sehr viele haben Kreditschulden — steigende Einnahmen machen es leichter, diese Aufwendungen sowie die Zinslast zu bedienen. Andernfalls, wenn die Firma die Preise immer wieder senken muss, können die (nicht reduzierbaren) Ausgaben die Finanzen stark belasten. Das wäre nicht so gut.
Wenn in der ganzen Wirtschaft eine sprichwörtliche Preisstabilität herrscht, bedeutet es in der Praxis, dass relativ große Teile (ganze Branchen) eigentlich einem deflationären Druck ausgesetzt sind. Daher (aber nicht nur) strebt die Geldpolitik eine deutlich höhere Inflationsrate (als 0%) an, und nämlich ca. 2 Prozent, was auch als Preisstabilität gilt. Bei 2 Prozent geraten viel weniger Sektoren in eine negative Preisentwicklung, die meist gefährlich für sie ist.
(Anmerkung: In einigen Branchen, wie Elektronikindustrie, beobachtet man einen sehr rapiden Preisverfall, welcher jedoch in der Regel durch die ebenso rapide Kostenreduktion der Massenproduktion einhergeht. Solche Branchen sind aber die Ausnahme, nicht die Regel).
[ Klick auf die Grafik für größere Ansicht ]
Daten-Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: Boersennotizbuch.de; interaktiver Inflations-Chart Deutschland
Keine Kommentare bis jetzt ↓
Noch hat keiner kommentiert - machen Sie den Anfang!
Kommentieren: