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Dollar-Crash-Szenario entschärfen

20. Juni, 2007 · 3 Kommentare

Eine der größten Katastrophen-Fantasien der Finanzwelt war und bleibt ein massiver Dollar-Crash. Dieses Szenario beruht hauptsächlich auf die irgendwann nachlassende, oder vielmehr abrupt endenden, Bereitschaft Chinas, Dollarreserven zu akkumulieren.

Denn die die chinesischen Dollarreserven sind zum großen Teil in langlaufenden amerikanischen Bonds (Staatsanleihen, resp. Treasuries) investiert. Würden die Chinesen weniger US-Staatsanleihen kaufen bzw. ihre Positionen gar verkaufen, drohen ein Kollaps am Bond-Markt, in die Höhe schießende Zinsen und daher große Verwerfungen an den Finanzmärkten und in der realen Wirtschaft (alles häng ja mehr oder weniger am Preis des Geldes, dem Zins).

Dieses Szenario wird immer wieder gern auch mit den globalen Ungleichgewichten und dem Handelsbilanzdefizit der USA in Verbindung gebracht.

Robert Lenzner beleuchtet das Problem etwas genauer und entschärft die Befürchtungen (Artikel auf Forbes.com, The Dollar’s Doomsday Scenario, [kostenlose Registrierung - denke ich - ist notwendig]):

  • China braucht die Dollars, um sein Bankensystem zu unterstützen
  • Die Nachfrage nach Bonds sei auch weltweit eher größer als das Angebot; gut vorhandene Liquidität sowie hohe Preise für Rohstoffe erzeugen robuste Nachfrage aus den Schwellenländern
  • Diese Schwellenländer brauchen Dollarreserven als Versicherung gegen politischen und wirtschaftlichen Problemen (man glaubt wohl nicht, dass die Wirtschafts- und Finanzsysteme in China und Co. ähnliche Stabilität wie im Wetsen/USA besitzen). Hierzu kommen auch Internationale Ratings und Investitionsbereitschaft ins Spiel
  • Ein billiger Yuan (Renminbi) ist den Chinesen wichtiger als etwa bessere Verzinsung, denn sie bräuchten 6 bis 8 Millionen neue Jobs pro Jahr, die hauptsächlich exportorientiert sind bzw. sein können

Wir werden wohl auch 2007 nicht als Dollar-Crash-Jahr “verbuchen”…

Kategorien: Gelesen · Währungen · Zinsen

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3 Kommentare bis jetzt ↓

  • egghat // 21. Jun, 2007

    Ich sehe ein Problem:

    Welches Ziel genau kann China nicht erreichen, wenn die Dollar in Euro tauschen? Oder Yen (wobei die das nicht machen werden, weil Japan unbeliebt ist)? Antwort: Keins.

    Solange die Chinesen nur Dollar gegen Euro tauschen, erreichen die alle oben genannten Ziele. Zumindest so lange, wie sie das handelsgewichtet machen (grob vereinfacht: wenn ich 50% in den Dollarraum exportiere und 30% in der Euroraum dann halte ich auch 50% in Dollar und 30% in Euro). Und aktuell ist China (wie viele andere Länder auch) im Dollar überinvestiert. Allein eine “richtige” Ausrichtung würde den Dollar massivst unter Druck setzen.

    Der einzige Grund, warum die Chinesen nicht verkaufen können: Weil sie sich den Kurs selber kaputtmachen würden.

  • Saviano // 21. Jun, 2007

    Erstens, ich sehe nicht so ganz genau, mit was Europa und der Euro viel besser sind als der Dollar.

    Zweitens, wird das Ganze behutsam gemacht. Hier ist die Frage auch nicht nur, was ich exportiere, sondern auch, was ich importiere. Da spielen Rohstoffe (immer noch in Dollar gehandelt) eine nicht unwesentliche Rolle.

  • Chinas Währungsreserven als politische Waffe • Börsennotizbuch // 8. Aug, 2007

    [...] Dass eine Diversifikation der Währungsreserven nicht nur auf den “Standardweg” vonstatten gehen kann habe ich im Beitrag: Was passiert, wenn die Chinesen ihre Dollar-Reserven geschrieben. Ich habe mich auch generell skeptisch zu einem solchen Dollar-Crash-Szenario geäußert. Das heißt aber nicht, dass ich richtig liegen muss. Was mich etwas mehr beunruhigt, ist der “offenere” Konfrontationskurs, den die Chinesen scheinbar gehen. [...]

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