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Börsennotizbuch

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Die Ertragskraft deutscher Unternehmen

28. August, 2006 · 2 Kommentare

Schöne Auflistung der Ertragskraft deutscher börsennotierter Unternehmen im Handelsblatt: SAP schlägt alle anderen Konzerne

Die im Artikel „angehängte“ Tabelle bietet die Möglichkeit, die Unternehmen nach diversen Kriterien zu sortieren und zu vergleichen.

Etwas „erstaunlich“ klingt für mich aber der letzte Punkt des Fazits im Artikel:

Kleine Könner: Als riskant geltende kleinere Technologiefirmen aus dem TecDax machen sich oft bezahlt: Sechs zeichnen sich durch außergewöhnliche Ertragsstärke aus.

Träge Großfirmen: Nur sechs Dax-Firmen schaffen im Ertragsranking mehr als die Kategorie „Durchschnitt“. Unterdurchschnittlich schneiden sogar acht von ihnen ab.

Schöner Schein: Die Rekordgewinne einiger Konzerne täuschen. Denn die Kapitalrendite der 130 analysierten Unternehmen erreicht im Schnitt nur 8,5 Prozent. Kaum mehr als im Firmencheck des Vorjahres.

Was heißt hier nur 8,5%? Es ist erstens gar nicht schlecht, 8,5% Kapitalmarktrendite zu erzielen. Mit deutschen Staatsanleihen muss man sein Geld für 10 Jahre zu „binden“, um … äh … nicht einmal 4% zu bekommen. Vor Steuern.

Was heißt kaum mehr? Es ist aber mehr, also gestiegen. Wenn die Firmen ein hohes Niveau sogar noch weiter ausbauen können, ist doch nicht schlecht.

Ich will hier nicht blauäugig Märchen von hoher, gar „ewigen“ Ertragskraft propagieren, die auch automatisch gut für die Börse in den nächsten Monaten sein soll. An der Börse geht nichts „automatisch“ nach irgendwelchen Kennzahlen.

Entscheidend sind die Angebots- und Nachfragebedingungen. Nur, ich sehe diese Bedingungen im Zweifel gut „abgesichert“ in einem Umfeld, in dem Unternehmen mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalrendite Eigenkapitalquote von 41,2% und einer Gesamtkapitalrendite von 8,5% agieren, bei gleichzeitig Finanzierungskosten, die im Durchschnitt laut Umlaufrendite bei 3,76% liegen. Ein Rückkauf eigener Aktien sieht demnach als profitables Geschäft aus. Und auf mittlerer Sicht werden die Aktionäre dieses Geschäft wohl durchsetzen, falls sich die Kurse nicht in ihrem Sinne bessern. Und je mehr starke Finanzinvestoren ein Wörtchen mitreden können, steigt die Wahrscheinlichkeit dafür.

Nicht vergessen: unser Finanzsystem ist auf Kredit aufgebaut. Und hier sieht es für mich nach einem Kredit-Geschenk aus. Nur muss man die Finanzkraft und die Ausdauer haben, um die Differenz letztendlich einzustreichen. Ähnlich wie jahrelang die Verschuldung in (praktisch zinslosen) Yens und die Anlage in höher verzinsten Dollar-Bonds ein Lieblingsgeschäft der großen Investoren und Hedge Funds war, so könnte der nächste „tolle Coup“ die kredit-finanzierten Engagements in den Aktienmärkten sein. Wahrscheinlich mit Deutschland ziemlich an der Spitze.
(Nicht, dass wir nicht die erste Welle solcher Engagements erlebt haben. Aber die Daten suggerieren, dass das Spiel noch weiter am Laufen gehalten werden kann.)

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Kategorien: Allgemein · Gesamtmarkt · Unternehmen · Wirtschaftsdaten

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • Friedrich // 24. Sep, 2006

    Nur, ich sehe diese Bedingungen im Zweifel gut „abgesichert“ in einem Umfeld, in dem Unternehmen mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalrendite von 41,2% und einer Gesamtkapitalrendite von 8,5% agieren,

    Hallo,
    ich glaube kaum, daß die durchschnittliche Eigenkapitalrendite 41,2% ist. Selbst Ackermanns Josef wäre ja ob solcher Werte entzückt.
    In der verlinkten Tabelle steht ach nur etwas von “Eigenkapitalquote”, also dem Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme. Da scheint mir der Wert von 41,2% realistisch.

    Gruß
    Friedrich

  • Saviano // 24. Sep, 2006

    Natürlich, hier ist mit ein Fehler unterlaufen. Im Beitrag soll es heißen “Eigenkapitalquote von 41,2%”. Dies würde die Eigenkapitalrendite – grob gerechnet – mehr als verdoppeln (auf ca. 20%).

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