“Amerika braucht ein 1.000 Mrd. Bailout,” schreibt Kenneth Rogoff in der Financial Times (englische Ausgabe).
Interessanterweise leitet er seine Kolumne mit der Beobachtung ein, dass der Dollar inmitten immenser Pleiten, “verzweifelter” Liquiditätsspritzen und dunkler Schlagzeilen aus jeder Ecke der Welt (verwunderlicherweise) nicht abgestürzt ist, sondern – verkehrte Welt!? – etwas fester tendiert… Die Zinsen der US-Staatsanleihen sinken und erreichen — wie beispielsweise die 3-Monatspapiere — 54-Jahrestiefs (in Worten: vierundfünfzig Jahre!). Wie kann man dann nicht staunen — “It is almost as if the more the US messes up, the more the world loves it”?
Die Wunde, die die Finanzkrise gerissen hat, ist nun so tief geworden, dass selbst die bisherigen massiven Interventionen nicht ausreichen (darunter keine Kleinigkeiten, sondern die Verstaatlichung der beiden größten Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae — ca. 200-300 Mrd. USD). Ein noch größerer und teurerer Schritt ist gerade in Planung — der Plan, die schlechten Kredite (definitiv) aus dem Verkehr zu ziehen, sprich: von einer staatlichen Institution aufkaufen und langsam über die Zeit abwickeln zu lassen. Ähnliches wurde in den späten 80er durch die Resolution Trust Corporation (RTC) unternommen (zudem mit ziemlichem Erfolg).
Kurze Info vom Spiegel.de:
Die RTC wurde als staatliches Institut von begrenzter Dauer eingerichtet. Ihre Aufgabe lag darin, von Sparkassen “faule” Kredite zu übernehmen, die von den Gläubigern nicht zuverlässig bedient wurden. Laut Gesetz sollte die RTC “die Aufrechterhaltung, Sanierung und Reform der Finanzinstitutionen” bewerkstelligen. Ãœber die Zwischenergebnisse musste das Institut regelmäßig dem US-Kongress Bericht erstatten. Die RTC wurde vom US-Finanzministerium finanziert, um günstige Kreditkonditionen zu gewährleisten.
[..]
In den sieben Jahren ihrer Existenz übernahm die RTC die Aufsicht über 747 Geldinstitute und verwaltete Guthaben im Gesamtumfang von 394 Milliarden Dollar. Am Ende bilanzierte die RTC Verluste von 75 Milliarden Dollar zu Lasten der Staatskasse. Zwischenzeitlich war es jedoch gelungen, zahlreiche ursprünglich als “faul” eingestufte Kredite so lange zu halten, dass sie sich wieder als rentabel erwiesen.
Spiegel.de, US-Regierung entwickelt Banken-Rettungsplan
Diese Woche soll eine Entscheidung bekannt werden. Kenneth Rogoff weist darauf hin, dass die USA noch einen vergleichsweise guten Spielraum haben, was die öffentlichen Schulden betrifft. Der sog. Public Debt ist in Relation zum BIP noch ziemlich weit unter den europäischen und japanischen Verhältnissen. Vielleicht deswegen zeigte das Ausland doch Vertrauen in Uncle Sam. Gerade in der Krise, kam dies uns allen zugute:
The shrinking financial system will also undermine another central foundation of the strength of the US economy. And it is hard to see how the central bank will be able to resist a period of allowing elevated levels of inflation, as this offers a convenient way for the US to deflate the mounting cost of its private and public debts.
It is a very good thing that the rest of the world retains such confidence in America’s ability to manage its problems, otherwise the financial crisis would be far worse.
Ansonsten zum Rettungsplan ist noch nicht allzuviel bekannt. Einige Verweise:
Wie der Mega-Rettungsplan für die Finanzwelt funktionieren könnte (FTD)
Washington will Amerikas Banken retten (FAZ)
Fed and Treasury Offer to Work With Congress on Bailout Plan (NYT)
U.S. Drafts Sweeping Plan to Fight Crisis As Turmoil Worsens in Credit Markets (WSJ)
1 Kommentar bis jetzt ↓
egghat zum Rettungspaket der US-Regierung gegen die Bankenkrise • Börsennotizbuch // 22. Sep, 2008
[...] äußert sich zum neuen Rettungspaket der US-Regierung gegen die tiefgreifende Bankenkrise. Er identifiziert vier wichtige Punkte, die er mit “gut, gut, schlecht und richtig [...]
Kommentieren: