Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der USA ist im vierten Quartal sehr deutlich zurückgegangen. Wir sind zwar nicht – nach den vorläufigen Zahlen – ins negative Territorium hineingerutscht, aber mit einer Wachstumsrate von 0,6 Prozent sind wir knapp dabei. Noch einmal: dies sind vorläufige Zahlen, die später noch herauf- oder herunterrevidiert werden können.
Genaueres zunächst von der offiziellen Meldung (bea.gov, Bureau of Economic Analysis; der Link führt vielleicht immer zur aktuellen Meldung — Info für spätere Leser):
Real gross domestic product — the output of goods and services produced by labor and property located in the United States — increased at an annual rate of 0.6 percent in the fourth quarter of 2007, according to advance estimates released by the Bureau of Economic Analysis. In the third quarter, real GDP increased 4.9 percent.
Was uns natürlich im Einzelnen besonders interessiert, ist der Preis-Deflator bzw. Preis-Index (zur Berechnung der realen vs. nominellen Wachstumsrate) – gleiche Quelle:
The price index for gross domestic purchases, which measures prices paid by U.S. residents, increased 3.8 percent in the fourth quarter, compared with an increase of 1.8 percent in the third. Excluding food and energy prices, the price index for gross domestic purchases increased 2.5 percent in the fourth quarter, compared with an increase of 1.9 percent in the third.
Also ganze 3,8 Prozent (“ausgleichende Gerechtigkeit” ggü. Vorquartal: damals schien die Inflation als zu niedrig angesetzt, jetzt erscheint sie mir sogar etwas zu hoch; dabei “erscheinen” ist hier im vollen Wissen geschrieben, dass dies die offiziellen Daten sind). Das nominelle Wachstum des BIP belief sich also auf 4,5 Prozent. Dies ist nicht ganz unwesentlich, auch wenn die reale Größe natürlich Vorrang hat. Die 10-jährigen US-Bonds werfen im Moment etwa nur 3,7 Prozent Rendite ab.
Zur Schwäche der Konjunktur steht in der BEA-Meldung:
The deceleration in real GDP primarily reflected a larger decrease in residential fixed investment, a downturn in private inventory investment, and a deceleration in equipment and software that were partly offset by a deceleration in imports.
Hierzu schreibt die NYTimes (erstmal) eine gute und eine schlechtere Nachricht. Zuerst die schlechte:
The report on the economy, however, substantially dampened hopes for another source of cushioning: American exports, which slowed during the fourth quarter, to 3.9 percent from 19.1 percent in the previous three months.
In recent months, some economists have suggested that American companies might find enough sales abroad to compensate for deteriorating business at home, pointing to faster growing economies in Europe, Asia and Latin America. Slowing export growth suggests that weakening demand for goods in the United States is slowing economies around the world.
Neben der harten Zahl, dass die Exporte nicht wirklich anziehen wollen (zumindest nicht im erhofften oder durch den schwachen Dollar zu erwarteten Masse), ist der Rest erstmal Interpretation. Aber vielleicht reagieren die internationalen Wirtschaften relativ schnell auf die Rezessionsaussichten.
Ähnlich schnell, wie die amerikanischen Unternehmer:
Denn — die bessere Nachricht — ein Großteil des schwachen Wachstums ist durch einen massiven Abbau der Lagerbestände zu erklären. Die Unternehmen haben die Produktion stärker reduziert und die Vorräte zurückgefahren — Sachen, die man eben vernünftigerweise machen sollte, wenn eine nachlassende Nachfrage zu erwarten ist (NYTimes wieder):
The slowdown was largely the result of a plunge in inventory as businesses pulled back from amassing products in anticipation of sluggish days ahead. Private businesses like factories and retailers decreased their inventories by $3.4 billion in the fourth quarter after expanding them by $30.6 billion in the third.
While that is consistent with a slowdown, it also means that inventories are now lean, making a sharp pullback in production less likely.
2 Kommentare bis jetzt ↓
Und die Fed feuert aus allen Röhren • Börsennotizbuch // 31. Jan, 2008
[...] Die Wirtschaft knickt zwar ein, doch wir kommen von 5,25% und noch gut laufender Konjunktur — jetzt, ca. 6 Monate später sind es 3%. Die Fed kleckert nicht. Die Aktien verloren seitdem in den wichtigsten Indizes ca. 15%-20%. Die Unternehmen zeigen sich im vierten Quartal (Berichtsaison läuft) noch imstande, summa summarum ein Gewinnwachstum zu produzieren (bisher ca. 8%, genauere Zahlen werden folgen). [...]
“Lasst uns realistisch werden” • Börsennotizbuch // 31. Jan, 2008
[...] kam aber nicht dazu, und heute, unglücklicher- oder doch glücklicherweise, haben wir noch die vorläufigen Zahlen zum US-BIP fürs vierte Quartal 2007 — schwach bei mageren [...]
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