Für Ben Bernanke, Chef der wichtigsten Notenbank der Welt, ist es die erste. Die erste Zinssenkung. Und die erste große Prüfung. Robert von Heusinger hat recht – an dieser Zinssenkung werden sie ihn messen. Der Schritt ist mutig. Denn die Lage, in der sich Bernanke und die US-Wirtschaft befinden, ist kompliziert:
Das Problem von Ben Bernanke ist ein vierfaches: Er muss zusehen, dass aus der amerikanischen Immobilienkrise keine Rezession folgt. Er muss die weltweit schwelende Kreditkrise eindämmen und wieder für Vertrauen sorgen. Aber er darf dabei keine Inflationsgefahren heraufbeschwören. Nicht bei diesem Leistungsbilanzdefizit, dieser Abhängigkeit Amerikas von ausländischem Geld. Last but not least muss Bernanke auch ein Auge auf den Dollar gerichtet haben. Er darf nicht abschmieren, nicht bei diesem horrenden Leistungsbilanzdefizit, das weiter finanziert werden muss. Für die Probleme eins und zwei sind niedrigere Leitzinsen die richtige Medizin, für die Probleme drei und vier eher unveränderte. Die 50 Basispunkte Zinssenkung sind mutig. Sie sprechen eine klare Sprache, worum sich Bernanke mehr Sorgen macht. Aber auch die Bewegung zwischen Euro und Dollar war eindeutig. Direkt im Anschluss an die Zinssenkung schoss der Euro auf einen neuen Rekord – ganz nah an 1,40 Dollar je Euro!
Die Ambivalenz und die Schwierigkeiten für die Geldpolitik werden weiter vertieft von Robert von Heusinger beschrieben. Er hat schon mal die aktuelle Situation mit der Krise der 30er Jahre verglichen und bleibt noch bei seinem Vergleich. Etwas beruhigend, dass Bernanke für einen der führenden Wirtschaftsexperten in dieser Hinsicht gilt.
Die Parallele mit der Great Depression geht für mich aber eindeutig zu weit. Die Flitterwochen von Bernanke sind zwar sicher vorbei; die große Angst dürfen wir trotzdem, finde ich, nicht ausrufen (vgl. etwa Wird die Krise überschätzt?). Es ist halt nur “der Ernst der Ehe”…
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