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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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ZhongDe – Aktie für Risikofreudige

7. Juli, 2007 ·

Faz.net berichtet über den wohl “interessantesten” Börsengang dieses Jahres – das chinesische Unternehmen (Sitz aber in Hamburg) ZhongDe, das sich mit der Entwicklung, Produktion und Installation von Verbrennungsanlagen für die Beseitigung von Abfällen beschäftigt (von spezifischen klinischen, industriellen Abfällen bis hin zum Hausmüll). Verkauft wird (ausschließlich) in China.

Da vereinen sich (ich klinge absichtlich etwas ironisch) zwei große Börsen-Themen: China und Umwelttechnologie. Also der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Faz.net versucht trotzdem einen Blick auf die “harten Fakten” zu werfen:

Im vergangenen Jahr hat ZhongDe knapp 19 Millionen Euro umgesetzt. Dabei erzielte man ein Reinergebnis von stolzen acht Millionen Euro bzw., gerechnet auf die zehn Millionen Aktien des Grundkapitals vor der Kapitalerhöhung, je Aktie 80 Cent.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres betrug der ungeprüfte Umsatz 7,36 Millionen Euro. Das Reinergebnis wird mit 4,11 Millionen Euro, der Gewinn je Aktie mit 0,41 Cent angegeben. Um die kolportierten 2,89 Euro zu erreichen, müsste das Unternehmen eine enorme Schlagzahl an den Tag legen, allzumal durch die Kapitalerhöhung im Zuge des Börsengangs der Gewinn je Aktie sinkt. Das Unternehmen verweist auf einen Auftragsbestand von 8,23 Millionen Euro zum 31. Mai, so dass die Aussichten durchaus gut sind.

Es werden auch ziemlich hohe Erwartungen in den Kurs eingepreist (wieder Faz):

Die Wachstumsaussichten des Unternehmens sind sicherlich gut. Indes beträgt die Marktkapitalisierung bereits jetzt 391 Millionen Euro und damit das 20,6fache des Umsatzes der Vorjahres. Selbst wenn man den Umsatz des ersten Quartals großzügig hochrechnet und vom Fünffachen Umsatz im Gesamtjahr ausgeht, bleibt eine Bewertung mit mehr als dem zehnfache des Umsatzes.

Auf Basis der abgelieferten Gewinne beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis 49. Selbst wenn man den Reingewinn ebenso großzügig für 2007 hochrechnet, bleibt ein KGV von etwa 19. Das ist mitnichten eine günstige Bewertung. Das heißt nicht, dass die Aktie kein Potential besäße. Kann das Unternehmen die Wachstumsgeschwindigkeit beibehalten, könnte es zügig in seine Bewertung hineinwachsen, zumal dann, wenn sich das in den Anfängen befindliche Geschäft mit Müllverbrennungsanlagen gut anlässt.

Und auch das politische Risiko ist wohl nicht zu unterschätzen, wobei hier zweierlei gemeint ist: Rechtsrisiko und … hm “Beziehungsrisiko” (denken Sie darüber nach – die Entsorgung dürfte in China sogar noch (viel, viel mehr) fest in staatlicher bzw. kommunaler Hand liegen wie in Deutschland. Ich möchte nicht daran denken, was für “Connections” man haben muss, um auf Dauer Fuß zu fassen (vielleicht gelingt es dem kleinen ZhongDe gute Geschäfte durchzusetzen, aber wie lange?…)

Alles in allem – Papier für Menschen mit stärkeren Nerven…

Kategorien: Finanznews · Mainstream-Media

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