Was sich als die größte Binsenwahrheit der Welt anhört, können die Investoren an der Börse nie wirklich verinnerlichen. Im normalen Leben werden die Kaufhäuser ja regelrecht gestürmt, wenn sie massiv Rabatte anbieten (sagen wir in einem Winterschlussverkauf), an der Börse aber flüchten Spekulanten und Anleger vor den “billigeren Kursen”. Denn – Sie haben es! – man weiß ja nie, wie tief es noch weiter gehen kann.
Wenn sich die Kurse schnell verbilligen, bedeutet das natürlich Kurssturz – unangenehme Sache. Schnell müssen Erklärungen her, und diese hören sich in der Regel – und noch mehr in der aktuellen Situation – nicht schön an: Rezession, Arbeitslosigkeit, Kettenreaktionen, Schulden, Pleiten, nochmal Kettenreaktionen (diesmal international) etc. Und die meisten davon kann man zeitlich schwer fassen. Sie scheinen zumindest für eine Weile voll ihre Gültigkeit zu behalten und werfen einen bedrohlichen Schatten vor sich. Deswegen — fürchtet man sich auch: Die Kurse können weiter fallen.
Ich habe gerade auf die Meinungen von den Legg Meson Managern hingewiesen — eine Bereinigung der Finanzkrise, möglicher Ãœberbewertungen sowie Engpässe (Liquidität und Unsicherheit) kann durchaus 6-12 Monate dauern. Keine kurze Zeit, in der die Aktien noch eine ganze Menge verlieren können.
Das ist schon mal klar, aber: Wie Thomas Grüner schreibt, sollte der Blick genau wie im “Winterschlussverkauf” auf den absoluten Preis und auf die absolute Qualität der Ware, sprich der Papiere, gerichtet sein. Das heißt, möglichst nüchtern auf die Bewertung und auf entscheidende Relationen schauen, wie zum Beispiel diese:
Das Kurs-/Gewinnverhältnis an den Rentenmärkten ist derzeit fast doppelt so hoch wie an den Aktienmärkten. Um also die Situation des Jahres 2000 überhaupt erst wieder zu erreichen,müsste sich der Dax fast vervierfachen!
Manager-magazin.de, “Nerven bewahren”
Die Frage, also, ist nicht immer “Kann es noch weiter nach unten gehen?”, sondern “Kann ich vernünftige Qualität zu vernünftigen Preisen bekommen”. Schafft man es, wird man von der Börse belohnt. Aber später, deutlich später.
Ich will jetzt nicht sofort sagen – Kaufet! Ich wollte sagen: Einmal nachdenken!
Ich persönlich vermute, dass es nicht vorbei ist, aber die Kurse langsam attraktiv werden.
2 Kommentare bis jetzt ↓
Frank Tentler // 24. Jan, 2008
Nein, glaube auch nicht, dass es vorbei ist. Da kommt noch einiges aus den Kellern hoch. Aber die Augen halte ich sicher offen ; ).
Gruss
Frank
Portfolio repositionieren • Börsennotizbuch // 24. Jan, 2008
[...] einer Ergänzung zum Beitrag “Wenn die Kurse fallen, werden die Aktien günstiger” von Jonathan Clements (WSJ): What’s a Small Investor to Do? The further stocks fall, [...]
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