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Börsennotizbuch

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Japanische Anleihen Рpl̦tzliche Verluste

25. April, 2008 ·

In Japan herrschte lange Zeit eine Deflation, die bis zuletzt scheinbar nicht abgeschüttelt werden konnte. Da die japanische Wirtschaft in den vergangenen Jahren trotz spürbarer Besserung anfällig blieb, gingen viele Investoren davon aus, die Zinsen dürften wohl eher fallen, im schlimmsten Fall konstant bleiben.

Aber jetzt ändert sich die Lage — die Inflation, so sieht es aus, kehrt auch nach Japan zurück. Vor Jahren wäre dies eine willkommene Erscheinung, heute jedoch werden die Preissteigerungen kritisch beäugt. Die Inflation entstehe aus dem falschen Grund — nicht durch stärkere Nachfrage, sondern durch steigende Kosten (man muss nicht lange raten, um welche Kosten es sich hier handelt… Rohstoffe, Energie, Nahrungsmittel…).

Daraufhin sieht der Markt die Bank of Japan zu einer Zinserhöhung tendieren, was (auf einmal) die japanischen Anleihen belastet:

Aus diesen Gründen [Inflationstendenzen] verändern sich die Erwartungen, was die japanische Zins- und Wechselkurspolitik anbelangt. So dürfte es auch kam verwundern, dass sich die japanischen Rentenpapiere schon seit Wochen in der Defensive befinden und dass sie am Freitag regelrecht abgestürzt sind. Zum ersten Mal in der Geschichte des Marktes wurden die Futures für 15 Minuten vom Handel ausgesetzt. Investoren erklärten die Bond-Verkäufe mit zunehmenden Spekulationen, die japanische Notenbank (BOJ) könne die Zinsen im Laufe des Jahres anheben. Bislang waren viele Anleger von einer Zinssenkung ausgegangen. Grund für die Spekulationen seien „bessere Unternehmenszahlen aus den Vereinigten Staaten, die Erholung des amerikanische Dollars und eine vorsichtige Rückkehr zum Aktienmarkt“, sagte Dwyfor Evans von State Street Global Markets.

Faz.net, Massive Kursverluste bei Japans Anleihen

Im Faz-Artikel noch Charts der japanischer Anleihen, Zinsen und Inflation.

Dass Japan eine Schlüsselrolle an den internationalen Finanzmärkten spielt, ist mehr als klar. Nicht nur die Größe der Wirtschaft und des Kapitalmarktes, sondern auch die jahrelang praktizierten Yen-Carry-Trades sind gewichtige Faktoren. Japan hat eine – seltsame und eigenartige – Stellung: Man bekommt den Eindruck, Japan ist vielen “technischen Faktoren” unterworfen, die schon häufig genug völlig unabhängig von der einheimischen Wirtschaftsentwicklung sind. Das macht die Spekulation in japanischen Wertpapieren, aus meiner Sicht, noch schwieriger (und, by the way, ich meide generell auch die Spekulation in japanischen Aktien, weil ich das Land, den dortigen Kapitalmarkt und das Konsumenten- bzw. Anlegerverhalten viel zu wenig verstehe…).

Die Yen-Carry-Trades wurden ja als eine der wichtigsten Quellen für die globale Liquidität angesehen. Man befürchte sogar einen plötzlichen Zusammenbruch, falls der Yen Stärke zeigt, was jedoch so nicht eingetreten ist (womöglich, weil sich der Dollar als neue Carry-Trade-Währung “etabliert” hat).

Auch die erstaunlich hohe Korrelation zwischen dem EUR/JPY-Wechselkrus mit der Entwicklung der Aktien sticht ins Auge (und wurde auch hier mehrmals erwähnt).

Mit einem Wort, alles, was die Japanische Währung (und – mittelbar? – die Zinsen in Japan) betrifft, verdient hohe Beachtung. Steigende Zinsen sind hier erstmal nicht gut…

Kategorien: Frontpage · Währungen · Zinsen

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