Wie auch im September überwiegt die Skepsis in der “Oktober Ausgabe” des Investment Outlook von Dieter Wermuth. Erleitet es so ein:
Die Akteure gehen bisher davon aus, dass die Finanzkrise entweder schon überwunden, nicht so schlimm oder beherrschbar ist. Die Zentralbanken werden es schon richten. Wer sich daran hielt, hat in den vergangenen Wochen gut Geld verdient. Der Konsens ist, dass die leichte Wachstumsabschwächung in den USA mehr als wettgemacht wird durch den asiatischen Wirtschaftsboom.
Herdentrieb, Die Realität wird die Aktienmärkte einholen (dort auch PDF-Dokument zum Herunterladen)
Im Herzen der Analyse liegt der obere “falsche” (oder “illusorische”) Konsens, den Wermuth nicht teilt. Allerdings, die (vielen) Punkte, die diesen Konsens in Frage stellen, sind auch mehr oder weniger breit diskutiert. Ich bin nicht sicher (wie im September, sieh oben), ob ein solcher (optimistischer) Konsens wirklich besteht.
Vielmehr kann es sein, dass sein Vorhandensein durch die starken Aktienmärkte “suggeriert” bzw. mittelbar abgeleitet wird. Das ist nicht immer korrekter Ansatz. Klar, bessert sich die Stimmung, wenn die Kurse steigen und das am Rande eines Kollapses geglaubte Finanzsystems doch nicht abstürzt (noch, wohlgemerkt: noch). Hat der Markt Recht? Viele meinen – ja, und die Zuversicht wächst mit.
(Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass der Markt permanent (mehr oder weniger) irrt, allerdings in der heutigen Situation eher “weniger”. Vielleicht sind wir etwas zu hoch im Moment.)
Aber die Annahme eines Konsenses ist immer noch eine Annahme — auch in diversen (auch sehr langen) Perioden während der Hausse-Jahre zuletzt war die herrschende Meinung nicht durch den Kursverlauf repräsentiert. Auch damals war die Rede von “offensichtlichem und übertriebenem” Optimismus, was einfach nicht stimmte.
Nun, dies grundsätzlich. Meine Einschätzung ist, dass – richtig – eine Rezession (in den USA) nicht der Konsens ist, eine Abkühlung (in einer bestimmten Range) aber schon. Massennweise Verluste in den Unternehmensbilanzen sind nicht Konsens, aber Abflachen des Gewinnwachstums (wohlgemerkt: Wachstum wird noch angenommen) ist Konsens (allerdings die Schätzungen gehen sukzessive ziemlich nah an die Null-Linie heran). Dass die ganze Weltwirtschaft von einem Abschwung in den USA betroffen sein wird, ist Konsens, und nicht dass die Emerging Markets und Europa die Wachstumslücke ausfüllen können (wie Wermuth irgendwie suggeriert).
Wenn wir einen optimistischen Konsens unterstellen würden, stünden – meiner Meinung nach – die europäischen Aktien nie, nie auf diesem Bewertungsniveau (bei gegebenen Anleihenrenditen). Mit den US-Werten ist die Lage weniger eindeutig, aber im Prinzip auch.
Aber – Wertmuth macht eine sehr solide Analyse, und – wer weiß – liegt er wahrscheinlich näher an der “finalen Wahrheit” als ich. Ich will erinnern, dass seine Analyse bezüglich des Dollar-Wechselkurses richtig war und meine – nicht.
[... to be continued ...]
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