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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die Stimmung trübt sich, ist aber noch nicht zu schlecht

28. September, 2007 · 1 Kommentar

Die Stimmung an den Börsen hat sich etwas eingetrübt. Natürlich sehen wir eine Erleichterung im Vergleich zum August, denn die Finanzkrise hat noch keine weiteren offensichtlichen und spürbaren Auswirkungen gezeigt. Wahrscheinlich ist die Spannung in bestimmten Märkten, Fonds und Bankabteilungen immer noch hoch, am breiteren Aktienmarkt herrscht aber weitestgehend Stabilität – sowohl der Kurse als auch (und deswegen?) der Gefühle. Die Fed-Zinssenkung hat einiges dazu beigetragen.

In den letzten Wochen hat die Wirtschaft (in den USA und auch in Europa) trotzdem gemischte Signale geliefert, die langsam als quasi sichere Anzeichen einer unausweichlichen Abkühlung interpretiert werden. Die breiteren Sentiment-Indikatoren (jetzt nicht auf die Börsenstimmung bezogen) wie der ifo-Geschäftsklimaindex oder der amerikanische Consumer Confidence Index zeigen in Richtung Abschwung (Rezession?). Die Marktteilnehmer stellen sich bereits (keiner ist so naiv) auf schlechtere Unternehmensgewinne im dritten und mindestens noch im vierten Quartal ein. Die entsprechenden Gewinnschätzungen für den S&P 500 gehen schrittweise bereits nach unten.

Die Presse – sowohl die deutsche als auch die englischsprachige – sieht den Zinsschritt nach meinem Eindruck eher kritisch, “stresst” das Thema Inflation und den Verlust an Glaubwürdigkeit für die Notenbanken, wenn diese durch günstige Kreditierungsbedingungen die Spekulanten “retten” wollen. Als ob sie sich die Rezession beinahe wünschen würden…

Zudem steigen der Ölpreis und (für Europa ein großes Thema) der Euro auf Allzeithochs (ATHs).

In meinen Augen sind die privaten Anleger zur Zeit unsicherer als die institutionellen. Medienwirksame Meldungen über Schlangen vor den Bankschaltern, Krise und kollabierende Immobilienmärkte wirken. Der Dax ist auch für viele viel zu gut gelaufen (und die bittere Erinnerung an die letzte Baisse bremst jegliche Euphorie aus). Speziell in Deutschland kommt trotz des Aufschwungs noch nicht richtig gute Stimmung auf, der Konsum ist zögerlich, und die Angst, dass der schöne kleine Wirtschaftsboom bereits vorbei sein könnte, wächst. Kein Wunder – nach einer längeren Stagnation war/ist die Erholung noch zu kurz.

In Europa, schwinden mit stagnierenden Immobilienmärkten (übrigens die Preissteigerungen hier waren zum Teil erheblich größer als in den USA) wichtige Konjunkturtreiber. Also, könnte man annehmen, von der Wahrnehmung der Lage und der Erwartungshaltung her erwarten die Menschen nicht wirklich unmittelbare wirtschaftliche Besserung. Und, ich denke da kann man sich ziemlich sicher sein, nur wenige schaffen die (gedankliche) Unterscheidung zwischen Konjunktur und Börsenkursen. Die verbreitete Auffassung ist – geht es der Konjunktur schlecht, fallen die Aktien…

Die Institutionellen sind dagegen etwas zuversichtlicher. Zumindest das zeigen einige Untersuchungen (cognitrend zitiert hier eine Merrill-Lynch-Umfrage; die Feri-Umfrage weicht hier etwas ab). Bei ihnen kann man aber technischen Verkaufsdruck und/oder ein “zu rationales” Befolgen von Konjunkturdaten erwarten. Ich glaube, die Bewertungsniveaus sind zur Zeit nach vielen vernünftigen und bewährten Kriterien fair, was die Fondsmanager mit Sicherheit auch feststellen können. Dass sich der Markt also so gut hält, könnte auf wenig überzogene Aktienpositionen (meine langjährige These) und auf ein rationales (was will man mehr?) Bewertungskalkül hindeuten. Wäre dies so, macht mir keine Konjunkturabkühlung Angst, denn diese kann nie (?) einen Crash oder tiefe Baisse verursachen (dafür bedarf es entweder im voraus überteuerter Börsen oder wirklich schlimmer Rezession).

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Sentiment

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