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Deutsche Anleger – risikoscheu und mit Blick aufs Ausland

19. Februar, 2007 · 3 Kommentare

Die Deutsche Bundesbank teilt mit, was wir schon längst beobachtet haben: die deutschen Anleger sind offensichtlich risikoscheu, trauen sich nicht an die Börse und verkaufen massiv Fondsanteile. Dass in der Reihe der “Verlierer” nicht nur die Aktienfonds, sondern auch ziemlich dick die Immobilienfonds und die Rentenfonds stehen, kann schon etwas überraschen. Alles an der Seitenlinie? Verunsicherung gegenüber allen Assetklassen?

Die interessante Passage der heutigen Meldung (Handelsbaltt.com, Anleger ziehen Milliarden aus Fonds ab) ist für mich aber die folgende:

Ein Teil des frei gewordenen Geldes wurde dem Bericht zufolge in gemischte Fonds und gemischte Wertpapierfonds investiert, die per Saldo Anteilsscheine für zwei Mrd. beziehungsweise 1 Milliarde Euro absetzen konnten. Noch stärker profitierten allerdings mit 25 Mrd. Euro ausländische Investmentzertifikate. Der Nettoabsatz ausländischer Investmentanteile lag der Bundesbank zufolge seit der Vereinfachung des Vertriebes Anfang 2004 in jedem Jahr über dem Aufkommen für inländische Publikumsfonds.

Wie? Risikoscheu, aber groß ins Ausland investieren? In die USA wird es wohl nicht gewesen sein – kann ich mir nicht vorstellen; alle sind ja so hysterisch wegen der Defizite des Irakkrieges und sonst alles. Schwellenländer? Oder bloß in soliden ausländischen Gesellschaften, die besser performen? Man muss vielleicht nachrecherchieren?

Kategorien: Fonds · Gelesen · Sentiment

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3 Kommentare bis jetzt ↓

  • infopunkt-aktie.de » Deutsche Anleger scheuen das Risiko!? // 20. Feb, 2007

    [...] An dem Punkt kommt bei mir (und genauso beim Börsennotizbuch) ein großes Fragezeichen auf. Der deutsche Anleger wird als risikoscheu dargestellt und er flüchte aus Fonds, geht aber massiv in Investmentzertifikate? Zumal Investmentzertifikate doch ohnehin Anteilsscheine an einem Fonds sind … leider kann ich derzeit keine näheren Infos zu diesem Bericht finden. Ein genauerer Blick wäre sicherlich aufschlussreich. Bis dahin gehört diese Meldung für mich eher in den Bereich “Kokolores” … [...]

  • karin // 21. Feb, 2007

    leider bin ich nur ein Laie auf dem Gebiet. Aber ich frage trotzdem…
    Ist die hohe Liquidität damit zu erklären, das es zur Zeit in Japan kaum Zinsen auf Kredite gibt und das diese somit genutzt werden um Aktienkäufe zu tätigen? Wenn die Zinsen steigen, wird dann wieder verkauft?? Wenn innerhalb so kurzer Zeit Aktien verkauft werden, sieht das wohl nicht so gut aus oder woher kommt das ganze Geld?

  • Saviano // 21. Feb, 2007

    Die Liquiditätssituation hat grundsätzlich mit den Zinsen zu tun. Unser Finanzsystem ist ja auf einer flexiblen Geldversorgung aufgebaut (das ominöse “Gelddrucken”). Somit ist der Zins (der Preis für die Liquidität) immanentes und wichtigstes Kontrollmechanismus im System. Und den Schlüssel halten die jeweiligen Zentralbanken in der Hand, denn sie sind das letzte und ultimative Glied in der Geldschöpfungskette. Das Geld kommt in diesem Sinne letztendlich von der Zentralbank – können Sie die Zinsen bezahlen, nehmen Sie soviel sie möchten.

    Somit – niedrige Zinsen, hohe Liquidität.

    Nun, wie sieht es aus mit den Zinsen? Wir haben bis vor nicht so langer Zeit weltweit sehr niedrige Zinssätze (nicht nur in Japan). Dies hat zu einer ziemlich schneller Ausweitung jeglicher Geldmengen. Zur Zeit haben die Zentralbanken der Industrienationen einen in etwa neutralen Niveau erreicht (das Niveau, auf dem die Wirtschaft ohne Inflation wachsen kann/könnte).

    Wenn wir jetzt einen Schritt zurückgehen: wenn Sie die Zinsen zahlen können, nehmen Sie soviel sie möchten. Die Unternehmen erwirtschaften im Moment höhere Zinsen/Renditen (auf das Kapital) als die durchschnittlichen Zinsen am Anleihemarkt. Dies ist für mich die Hauptstütze der Hausse. Erst muss sich diese Beziehung umkehren, bevor wir von einer besonderen Gefahr sprechen können.

    Natürlich spielt Japan dabei eine wichtige Rolle: das Land kämpft seit Jahrzehnten mit Deflation und betreibt eine extrem expansive Geldpolitik. Über die Carry Trades habe ich mehrmals geschrieben. Dies ist in der Tat eine Quelle von Liquidität, die die Welt versorgt.

    Ich würde aber nicht sofort davon ausgehen, dass dieses Geld in Aktien angelegt wird. Die Carry Trades funktionieren klassisch über Anleihen (es ist halt sicherer).

    Generell: wenn die Zinsen steigen, leiden die Aktien. Die Sorge momentan ist, ob sich durch bestimmte Gegebenheiten (z.B. die Geldpolitik von Japan) ein zu hohes Kredit-Risiko aufgebaut hat (ob es nicht zum sog. credit crunch kommen kann). Natürlich, wenn die Zinsen hoch genug angehoben werden, bekommen wir mit Sicherheit eine Krise.

    Keiner will aber eine Krise. Und hier sehe ich momentan den Schlüssel – die globale Produktivität ist so hoch, dass die Inflation kein Problem ist. Solange es keine Inflation gibt, haben die Zentralbanken wenig Anlass die Zinsen zu erhöhen.

    Übrigens, jetzt stehen die Carry Trades und die Bank of Japan stark im Fokus und müssen für die Horrorszenarien herhalten. Vor einigen Monaten waren es die Chinesen, die gegen ihre Währung intervenieren müssen und riesige Dollarbestände in US-Bonds anlegen (also halten so die langfristigen US-Zinsen niedrig und sorgen so für (übermäßige) Liquidität). Wie man sieht ist die Liquiditätsversorgung nicht alleine Japan zuzuschreiben.

    Und noch etwas wird gerne vergessen – wenn die Bank of Japan die Zinsen etwas stärker anheben soll, dann wegen guten Wirtschaftsdaten. Und das ist erstmal keine schlechte Nachricht.

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