Börsennotizbuch

Wie gehabt — die Finanz- und Bankenkrise liefert täglich düstere Schlagzeilen. Heute unter anderem:

Hypo Real Estate wackelt gewaltig — dem Münchener Immobilienfinanzierer droht der Kollaps (FTD). Dies ist jetzt der erste Dax-Konzern, der “lebensbedrohlich” von der Finanzkrise getroffen worden ist.

Verantwortlich für die Schieflage der Bank sind nach FTD-Informationen Spekulationen der irischen Tochter Depfa. Der Staatsfinanzierer hatte sich für Langfristprojekte, für die er Geld verliehen hat, extrem kurzfristig refinanziert – was wegen des Misstrauens an den Märkten inzwischen nicht mehr möglich ist. “Der Markt für die Depfa ist tot”, heißt es in Finanzkreisen. Für die Refinanzierung muss nun die Hypo einstehen. Nach FTD-Informationen geht es um einen zweistelligen Milliardenbetrag. Es sei derzeit unwahrscheinlich, dass die Hypo Real Estate diese Summe stemmen kann.

Quelle: FTD.de, Link oben

Noch: Aktie der Hypo Real Estate stürzt ab (Spiegel.de)

Und auch: Bundesetat muss für HRE bluten (FTD)

Noch aktueller: Bund will HRE zerschlagen (FTD).

Fortis wird verstaatlicht — die Regierungen von Belgien, Luxemburg und der Niederlande organisieren eine milliardenschwere Rettung des Finanzkonzern Fortis. Es werden ca. 11 Mrd. Euro investiert. Eine Zeile dabei, die meine meine konkreten Sorgen in der jetzigen Phase der Krise noch einmal nur verdeutlicht (Faz.net):

Der Bank- und Versicherungskonzern – Nummer 1 auf dem belgischen Markt und Nummer 2 in den Niederlanden – soll zudem seine Anteile an der niederländischen Bank ABN Amro veräußern.

… wenn man Geld braucht (und das tun ganz viele Finanzinstitute ganz offensichtlich im Moment), wird man sich sehr wahrscheinlich gezwungen sehen, Assets zu veräußern. Teile dieser Assets können und werden Aktien und Beteiligungen sein, sodass die Kurse unter dem Druck des Angebots (und der Not des Verkaufs) unweigerlich nachgeben werden — ganz gleichgültig wie tief etwa das KGV steht oder welches Umsatz-Kurs-Buch-Cash-Flow-So-Und-So-Verhältnis ausweisbar ist…

Des weiteren: KfW – Fristlose Kündigung für Vorstände (das wäre wohl das Mindeste, oder?)

Die viertgrößte US-Bank Wachovia muss sich kaufen lassen: Citigroup and Wells Fargo Said to Be Bidding for Wachovia.

Auch interessant bei Zeitenwende.ch — Ist die BIZ die Ursache der Kreditkrise?; oder egghats Hinweis auf Mr. Doom Marc Faber (700 Mrd? Wie wär’s mit 5000 Mrd.):

Marc Faber kann sich leicht 5 Billionen Dollar Kosten für den Rettungsfonds vorstellen. Er verweist u.a. darauf, dass

1.) der Rückgang der Hauspreise mit bisher 20% noch relativ moderat sei und trotzdem schon riesige Probleme verursacht habe und
2.) die USA in einem viel schlechteren Zustand sind als Japan Anfang der 90er.

Und jetzt aber — der Bailout-Plan ist raus zur Abstimmung durch den Congress:

The White House and congressional leaders agreed on a deal to authorize the biggest banking rescue in U.S. history.

The $700 billion program would effectively nationalize an array of mortgages and securities backed by them — instruments whose deteriorating value has clogged the nation’s financial system.

Lawmakers finished writing the bill late Sunday, after which Speaker of the House Nancy Pelosi declared it “frozen,” meaning no changes would be made. The bill leaves many mechanics of the operation up to the Treasury. Among these are the crucial issues of how the U.S. government would decide which assets it will buy and how it would decide what to pay for them. The legislation leaves the Treasury 45 days to issue guidelines on those procedures. The bill awaits votes in Congress starting on Monday.

WSJ.com, Crisis Hits Europe’s Banks As U.S. Seals Bailout Deal

Mehr zum Bailout-Plan der US-Regierung auch bei der New York Times: Bailout Plan in Hand, House Braces for Tough Vote