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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Auf die Kleinaktionäre werden wir noch warten müssen

2. März, 2007 ·

Bekanntlich konnten sich die deutschen Sparer auch in den letzten 4 sehr guten Jahren nicht so richtig für die Aktien begeistern. Die Mittel, die sie in diesem Zeitraum etwa in Aktienfonds investiert haben, sind nicht nur erbärmlich, sie sind negativ.

Wenn man sich die BVI-Statistiken anschaut, die auf der neu gestalteten Website zu finden sind, haben die Deutschen in den Jahren 2003-2006 insgesamt mehr als 2 Mrd. Euro aus Aktienfonds netto abgezogen. Das sind einmalige Werte. Wir müssen erst zurück zu den frühen 80er schauen, um annährend so große Zurückhaltung zu sehen. Die Boom-Jahre der späten 90er schlagen zum Vergleich mit Mittelzuflüssen von ca. 15 Mrd. (1996) bis über 65 Mrd. Euro (2000) zu Buche. Das sind Zahlen, die von Begeisterung sprechen würden, davon dass Mittel in die Aktienmärkte strömen (vgl. Zeitreihe Mittelaufkommen nach Fondsgruppen (PDF)).

Nun, das Handelsblatt bestätigt noch einmal die Tendenz zu sinkenden Aktionärszahlen und stellt zweit Thesen für diese Entwicklung auf:

Zum einen waren viele Kleinaktionäre auch in der zuletzt extrem guten Börsenphase noch immer übervorsichtig. Produkte, die mit einem Mindestmaß an Absicherung aufwarten konnten, kamen dagegen an. Die derzeit boomende Zertifikate-Branche versteht diesen Zustand extrem gut zu nutzen. Wenn in zwei Wochen die Anlegermesse Invest in Stuttgart wieder ihre Pforten öffnet, wird der Großteil der Aussteller aus dieser Branche kommen. Für die eigene Aktie wirbt auf dem Stelldichein der Kleinanleger dagegen kaum ein Unternehmen.

Zum zweiten verfolgen viele Kleinaktionäre derzeit mit einer Mischung aus Kopfschütteln und Ungläubigkeit, was mit vielen Aktiengesellschaften passiert. Beteiligungsgesellschaften und Hedge- Fonds greifen dort immer öfter in die Strategie ein. Obwohl damit oft auch Kurssteigerungen einhergehen, verschreckt dieses Vorgehen zumeist die verbliebenen Kleinaktionäre.

Handelsblatt.com, Exodus der Kleinaktionäre

Ich bin nicht sicher, ob dies wirklich die wesentlichsten Punkte sind. Die Ãœbervorsicht – ja, die haterstaunlich lange gedauert und war auch sicherlich mit der schlechten Stimmung, Konjunkturlage und Berichterstattung in den letzten Jahren unmittelbar verbunden. Wer investiert schon in Aktien, wenn sein Arbeitsplatz bedroht ist, wenn überall von Risiken, Gefahren und Krisen gesprochen wird?

Das Thema hatten wir aber schon häufig. Was mir auffällt, ist der “bereitwillige” und schnelle Umschwung, den die Börsen-Journalisten vollzogen haben. Kaum hatten sie sich überwunden, um von guten Aussichten, erfolgreichen Unternehmen und bessere Zukunft zu berichten, “bricht der Markt zusammen”.

Moment mal! Ein Rückgang von 5 Prozent ist nichts und wieder nichts. Aber die Börsen-Kolumnisten suggerieren schon einen Crash. Und der Kleinaktionär? Verunsichert wird er wohl die (mäßigen) Gewinne noch schnell abzusichern / zu retten versuchen. Die, die schon vorsichtig Richtung Börse geschaut haben, dürften verschreckt aufatmen: “Gut, dass ich nicht (wieder einmal) am Hoch eingestiegen bin.”

Alles hat aber auch eine gute Seite – die Kursverluste dürften viele nicht so richtig interessieren bzw. verunsichern. Viele haben ja Garantiezertifikate gekauft. Größere Panik dürfte also ausbleiben, selbst wenn die Konsolidierung weiterläuft.

Wie auch immer, die kommenden Zahlen des BVI dürften noch einmal nicht sehr gut ausfallen…

Kategorien: Fonds · Frontpage · Gesamtmarkt · Sentiment

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