Noch eine interessante Geschichte, die ich beim Pixelökonomen gefunden habe:
American Apparel ist in vielen Hinsichten und für viele Menschen ein Vorzeigeunternehmen: Bewusst und medienwirksam verzichtet die Textil-Firma auf Produktionsstandorte in Billiglohnländern, auf sog. Sweat-Shops sowie Kinderarbeit. Die Produkte werden in Los Angeles unter sozialverträglichen und (mehr als) üblichen Bedingungen (für die USA) hergestellt*. Alles lobenswert. Auch die Botschaft an die Verbraucher, “verantwortungsvoll” einzukaufen und darauf zu achten, dass die (ausländischen) Waren, die sie erwerben, unter fairen Arbeitsbedingungen produziert sind, ist ebenso nobel.
Würden sich also nur mehr Unternehmen beteiligen, können wir auf Fortschritte hoffen… Würden auch mehr Fair-Trade-Richtlinien verbindlich vereinbart, kann die Kinderarbeit verschwinden… Oder? Leider ist es nicht sicher. Es kann sich sogar erweisen, dass solche Bemühungen kontraproduktiv sind!
Normalerweise würde ich die Vermutung äußern, dass die Handelsrestriktionen das Wirtschaftswachstum der Entwicklungsländer bremsen würden, was andererseits die Spielräume für sozialverträgliche Lösungen schrumpfen lässt. Diese These wird auch von Ökonomen vertreten, aber es gibt eine andere interessante Theorie, speziell zur Kinderarbeit, die ich spannend fand:
Die (einzige) Chance, die Kinderarbeit tatsächlich zu reduzieren, ist durch “Reformdruck von Innen”, im Land selbst. Die Maßnahmen “von Außen”, wären nur dann erfolgreich, wenn sie diesen “inneren Druck” erhöhen können.
Das tun Boykott und Handelsrestriktionen nur bedingt. Wenn man sich die Wirtschaftsgeschichte Europas anschaut, dann waren es die Gewerkschaften (der ungebildeten Arbeiter), die den größten Beitrag zur Beseitigung der Kinderarbeit geleistet haben. Und zwar aus dem schlichten Grund, dass die Arbeiter die Kinder als Konkurrenz ansahen.
Der Pixelökonom beschreibt die Konsequenzen:
Eine solche Konkurrenzsituation zwischen Erwachsenen und Kinderarbeitern, so die Wissenschaftler weiter, sei auch heute notwendig, damit der Druck auf die Regierung steige, Kinderarbeit zu verbieten und etwa die Schulpflicht einzuführen. Effektive Handelssanktionen führten aber dazu, dass Kinder nicht mehr in der Exportindustrie eingesetzt würden, sondern verstärkt dort, wo die Konkurrenzsituation weniger groß sei, nämlich zum Beispiel in der familiären Landwirtschaft. Der Reformdruck würde folglich nachlassen.
Mehr (plus weiterführende Links): Mehr Kinderarbeit durch American Apparel und Co?
Die Zusammenhänge können manchmal erstaunlich sein…
Rund 2/3 der Waren werden nicht in Los Angeles gewoben bzw. gefärbt. Wo und zu welchen Bedingungen dies geschieht, wird nicht veröffentlicht.
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