Heute beim WirtschaftsWunder — ein kompakter Artikel über die “übersehenen” Faktoren für einen so hohen Ölpreis. Ein Auszug:
Auf den ersten Blick wirkt die wilde Ölpreisrally der vergangenen Monate eher rätselhaft. Sicher, die Förderkapazitäten sind nahezu voll ausgelastet; der Ölkonsum in großen Boomländern wie China und Indien steigt. Besonders beschleunigt hat sich dieser Nachfragetrend aber zuletzt nicht, der Öldurst der Industrieländer schwächt sich sogar spürbar ab. Per saldo sind die Änderungen von Angebot und Nachfrage deshalb eher gering. Dass sich der Preis für Rohöl dennoch binnen Jahresfrist gut verdoppelt hat, ist daher für viele nur noch als das Werk von Finanzspekulanten erklärbar.
Zwei Faktoren werden dabei aber übersehen. Zum einen ergibt sich immer eine besonders harte Konkurrenz unter den Nachfragern, wenn es nur eine fixe Angebotsmenge gibt, aber alle dringend auf den Stoff angewiesen sind. Wenn Konsumenten nur sehr unelastisch auf eine Preiserhöhung reagieren – sprich zwar laut stöhnen, aber trotzdem wie bisher weiter konsumieren wollen –, dann sind schon beim kleinsten Nachfrageüberhang heftige Preissprünge notwendig, um die Rationierung des vorhandenen Öls durchzusetzen.
Der zweite Faktor ist eine Spekulation der besonderen Art. Sie hat wenig mit den “Wall-Street-Zockern” zu tun, sondern viel mit den zukünftigen Preis-Erwartungen relativ zu den Investitionsalternativen (Zinsen, Immobilien, Direktinvestitionen etc.) aus Sicht der ölproduzierenden Ländern:
Die Aussicht, dass in einer fernen Zukunft noch viel mehr für einen Ölvorrat erlöst werden kann als heute, hat sich angesichts des Booms in den Schwellenländern in den vergangenen Jahren dramatisch verbessert. Zugleich wird es hier und jetzt langsam schwierig, attraktive Investments für die immer üppiger fließenden Petrodollars zu finden: Im Vergleich zu US-Staatsanleihen, Apartmenthochhäusern in Dubai oder der Beteiligung an einer wankenden Schweizer Großbank kann auch ein ruhendes Ölfeld eine erwägenswerte Kapitalanlage sein.
Ein solches Investmentkalkül könnte jedenfalls erklären, weshalb führende Ölstaaten wie Saudi-Arabien noch bis vor Kurzem darauf verzichtet haben, ihre Förderung auszuweiten: Auf dem Ölmarkt von übermorgen erwarten sie noch viel höhere Preise als auf dem Markt von heute – was wiederum die Preise heute hochtreibt.
Der Artikel bedient sich der Argumentation von Martin Feldstein, Harvard-Ökonom und früherer Chefvolkswirt Ronald Reagans, und nennt seinen Artikel “We Can Lower Oil Prices Now” vom 1. Juli 2008 (erschienen unter anderem bei The Wall Street Journal) eine Pflichtlektüre für Wirtschaftspolitiker.
Die Signale, schreibt Feldstein, die die (westlichen) Regierungen in Richtung Energieeffizienz senden, alles, was die Konkurrenzfähigkeit etwa der alternativen Energien fördert und somit die Erwartung einer ständig und unabwendbar steigender Öl-Nachfrage dämpft, wird noch heute die Ölpreise drücken…
In diesem Kontext fällt auch der Name vom … hm… US-Öl-Milliardär T. Boone Pickens, der in letzter Zeit für Aufmerksamkeit mit einem groß angelegten Plan sorgt, die Öl-Abhängigkeit der USA durch Windenergie praktisch zu eliminieren.
Hier ein Video-Interview und Artikel: My Plan to Escape the Grip of Foreign Oil.
Und hier geht’s zur Website Pickens Plan.
1 Kommentar bis jetzt ↓
T. Boone Pickens: 2 Milliarden Dollar Verlust • Börsennotizbuch // 28. Okt, 2008
[...] Auf den Namen von T. Boone Pickens habe ich auch einmal wegen seines Plans für einen maßstäbigen Ausbau der erneuerbaren Ressourcen in den US…. [...]
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