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Dividendenrendite des S&P 500: Gründe für den Abwärtstrend und langfristiger Chart

9. September, 2009 ·

Auf der Seite dshort.com kann ein Blick auf den langfristigen Verlauf (seit 1870) des S&P 500 und seine Dividendenrendite geworfen werden: A Short History of Stock Dividends.

Dabei fällt auf, dass die Dividendenrendite seit den 1980er deutlich gefallen ist: Von dem früheren Durchschnitt von ca. 5% (1870-1982) ist sie auf ca. 2,5% (1983 bis heute) gesunken.

Wenn man sich den Chart etwas genauer anschaut, kann man jedoch eine gewisse Willkürlichkeit dieser Einteilung feststellen. Es bleibt trotzdem Fakt, dass die Dividendenrendite seit den 1960er fällt. Eine “Zwischenerholung” in den späteren (durch “Stagflation” gezeichneten) 1970er konnte diesen generellen Trend nicht nachhaltig ändern.

Wie kam es dazu?

dshort.com schlägt einige Faktoren vor, die das “Phänomen” erklären sollten:

  • Eine neue Anlegerklasse: In den 1980er wurden die sog. 401(k)-Sparpläne in den USA eingeführt. Sie mach(t)en die Altersvorsorge durch Aktien für viele Amerikaner attraktiver. Die Nachfrage nach Aktien stieg und war nicht mehr so abhängig von einer hohen Dividendenrendite (bzw. die Nachfrage verlangte nicht mehr einen so hohen Einkommenstrom aus Dividendenpapieren).
  • “Das Verschwinden des Risikos”: Die Periode 1982 bis 2000 war eigentlich eine große Hausse (mit einigen schmerzhaften, aber kurzen Unterbrechungen). Das Risikobewusstsein der Investoren schwand allmählich. Die Kursgewinne stellten jede Dividendenrendite in den Schatten, also verlor sie an Bedeutung.
  • Gewachsener Spekulationsappetit: Bei einem geringeren wahrgenommenen Risiko und sehr gut laufenden Börsen stieg auch der Appetit nach spekulativen Investments. Vielleicht kann man auch den technischen Fortschritt in Sachen Online-Banking und Brokerage hier als Faktor mit berücksichtigen.

Nun, das das Risiko ist definitiv zurück. Die alternde US-Bevölkerung (Baby Boomers kommen ins Rentenalter), behauptet man häufig, wird nicht mehr so viel netto an die Börse anlegen wollen/können. Und nach herben Verlusten, großer Volatilität und Null-Performance in den letzten 10 Jahren sollte auch etlichen Sparern die Lust am Spekulieren langsam vergangen sein. Ergo: Schwere Jahre vor uns?

Ich möchte jedoch einige Überlegungen hinzufügen:

  • Erstens, wie oben erwähnt, ist die Wahl der Perioden für die Betrachtung der durchschnittlichen Dividendenrenditen etwas willkürlich. Den generellen Trend gibt es spätestens seit den 60er Jahren. Sogar schon in den 50er konnte man ein langsames Absinken der Dividendenrendite erkennen. Somit sind die 401(k)-Accounts der US-Bürger sicherlich ein Faktor, aber ob ihre Wirkung so dominant ausfällt, wie dargestellt, kann angezweifelt werden.
  • Zweitens (und viel wichtiger), die Inflationsraten und die Anleiherenditen sind auch kräftig gefallen. Vor allem seit den 1980er. Was macht es für einen Sinn, sich die absolute Höhe der Dividendenrendite anzuschauen, wenn der Vergleich zu der Inflation und/oder zu den festverzinslichen Alternativen fehlt? 2,5% Rendite heute bei einer Inflation unter 2% ist deutlich mehr als 5% Dividendenrendite bei einer Inflationsrate in den frühen 80er von über 10%.
  • Drittens, nach dem Krieg erlebte die (westliche industrialisierte) Welt eine der längsten Perioden von Frieden und Wohlstand. Für mich dürfte dies nicht ganz ohne Berücksichtigung bleiben und kann schon ein paar “Punkte” Sicherheit bzw. weniger Risiko rechtfertigen.
  • Viertens, die Hausse zwischen 1982 und 2000 war natürlich kräftig: Die Kurse stiegen ziemlich schnell und die Unternehmen hatten a) keinen sonderlichen Anlass, die Aktionäre noch durch höhere Dividenden zufrieden zu stellen und b) die meisten Unternehmen versuchen eine mehr oder weniger konstante Dividendenpolitik zu führen, d.h. ohne allzu schnelle Steigerungen (dafür möglichst auch ohne Kürzungen). Das Absinken der Rendite ist zum Teil ein statistischer Effekt der zu schnell steigenden Kurse. Nach 2000 klettert die Dividendenrendite wieder nach oben.

Mit einem Wort: Die von dshort.com erwähnten Faktoren würde ich sehr stark abschwächen und somit auch die Ängste, dass die kommenden Jahre wegen eines (grundsätzlich) anderen Anlage-Umfelds zu einer schwachen Pefomance “verdammt” seien.

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