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Börsennotizbuch

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Vergleiche mit den größten Krisen aus der Wirtschaftsgeschichte hinken

4. August, 2007 ·

Die Hypothekenkrise am US-Immobilienmarkt dominiert die Finanz-Berichterstattung in diesen Tagen. Seit einiger Zeit warnten bearishe Stimmen vor den Folgen eines Platzens der Immobilienblase. Nun sehen sich viele bestätigt. Etwas zu früh, würde ich meinen.

Natürlich sind die Probleme offensichtlich, natürlich reagieren die Kurse der betroffenen Institute oder Institutionen (wie Sub-Prime-Hedge-Fonds), aber wir bewegen uns keinesfalls außerhalb des Normalen im kapitalistischen System – Risiken werden eingegangen, Gewinne und Verluste können entstehen, der Markt kümmert sich um eine kontinuierliche Anpassung. Ich bitte die Leser nicht zu vergessen, dass die meisten Ungleichgewichte im kapitalistischen System ohne Krise und ohne große Verwerfungen ausgeglichen werden. Diese Flexibilität ist einer der stärksten Vorteile der freien Marktwirtschaft und der freien Kapitalmärkte.

Aber natürlich nicht immer. Nun läuft die Angst herum, dass die Hypothekenkrise in eine viel größere heranwachsen kann, dass sie das Finanzsystem regelrecht zusammenbrechen lassen bzw. seine “systematischen Defizite” bloßstellen kann. Und hier werden Vergleiche mit den größten Wirtschaftskrisen wie mit dieser von 1931 herangezogen. Gewiss sind bei den meisten Finanzkrisen bestimmte Grundzüge immer ähnlich, die Welt ist ja doch nicht so neu. Trotzdem sind die Vergleiche nicht immer passend.

Aktuell widmet Financial Times Deutschland einen Artikel eben solchen Vergleichen (“Warum der Vergleich mit 1931 hinkt”). Der Artikel verwirrt aber ein bisschen: Aus der Ãœberschrift und einigen darin vertretenen Meinungen sollte eigentlich hervorgehen, dass die aktuelle Situation kaum mit der aus dem Jahr 1931 zu vergleichen wäre. Auf der anderen Seite liest man nicht nur “zwischen den Zeilen” immer wieder Vergleiche (ohne klare Relativierung). So auch im Fazit:

Seit 1931 hat Deutschland keine schwere Bankenkrise erlebt. Die Insolvenz der Kölner Privatbank Herstatt 1974, der Zusammenbruch der Schmidtbank 2001 und die Fast-Pleite der Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden 2005 waren nur beschränkte Einzelfälle. Systemische Katastrophen wie die Savings-and-Loans-Krise in den 80er-Jahren in den USA oder die Bankenhavarien in Skandinavien oder Asien in den 90er-Jahren blieben den Deutschen erspart. Pures Können? Bankexpertin Schnabel hat da keine Illusionen: “Das ist im wesentlichen Glück gewesen.”

Kategorien: Finanznews · Mainstream-Media

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