Börsennotizbuch

Das stimmt schon: Keiner zahlt gerne Steuern. Und im Zuge der Steuerskandale und prominenter Fälle von Steuerhinterziehungen versucht Clemens Fuest beim WirtschaftsWunder, Einblick in die Steuerfragen aus verhaltensökonomischer Sicht zu geben. Strafen und Kontrollen zu verschärfen — das sind klare Maßnahmen, aber in der Praxis (Experimente und langjährige Erfahrungen) funktioniere das nicht so richtig. Da gäbe es Ansätze, die durch mehr Aufklärung, Fairness und gegenseitige Kooperation bessere (oder zumindest zusätzliche) Anreize schaffen könnten:

Werden diese Hypothesen durch empirische Studien bestätigt? Da Steuerhinterziehung im Verborgenen stattfindet, sind solche Untersuchungen nicht einfach durchzuführen. Dennoch gibt es derartige Studien. Sie bestätigen die Thesen des ökonomischen Standardmodells aber nur teilweise. Erstens ist der Umfang an Steuerhinterziehung gemessen an den existierenden Strafen und der Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, weniger hoch als erwartet. Zweitens haben höhere Strafen keinen sehr hohen Abschreckungseffekt. Drittens ist eine negative Wirkung erhöhter Kontrollintensität auf die Steuerhinterziehung in Laborexperimenten zwar recht gut, in Feldstudien aber kaum nachweisbar. Insgesamt erklärt das ökonomische Standardmodell das Steuerhinterziehungsverhalten nur unvollständig. Andere Ansätze sind ergänzend erforderlich, um das beobachtete Verhalten der Steuerzahler zu erklären.

Mittlerweile haben sich in der Wirtschaftstheorie Ansätze für die Erklärung der Steuermoral etabliert, die Fairness und auf Gegenseitigkeit beruhende Kooperation betonen.

Die Implikationen werden dann im Einzelnen im Text erwähnt.

Nur, ich bin da skeptisch — keiner zahlt gern Steuern, und Appelle an die Moral (wie auch immer transparent und fair gestaltet) – da bin ich mir ziemlich sicher – haben sich und werden sich in der Praxis auch als nicht sehr wirkungsvoll erweisen…