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Goldman Sachs: Tiefere Einblicke in die Bilanzzahlen des 2. Quartals (Das Spiel mit dem Risiko ist wieder “in”)

16. Juli, 2009 ·

Goldman Sachs: Quartalszahlen

Am Montag meldete US-Großbank Goldman Sachs (unerwartet) gute Zahlen. Da die Banken (so der Konsens der Beobachter) im Epizentrum der Krise stehen, ist der Blick auf deren Entwicklung und Verhalten von entscheidender Bedeutung. Wie also sieht die Goldman-Sachs-Quartalsbilanz im Detail aus und was bedeuten die Zahlen für die Finanzwelt?

Der Querschüsse-Blog hat sich im Beitrag “Goldmänner mit satten Trading-Gewinnen” die Sache genauerer angeschaut. Erste Erkenntnis — wesentlicher Beitrag zum Erfolg leisteten die Trading-Aktivitäten (welche satte Gewinne abwarfen). Das bedeutet allerdings, dass Goldman Sachs das Risiko entsprechend hochgefahren habe:

Die Erträge (Umsätze) stiegen um im 2. Quartal um +46% zum Vorquartal, wie auch um +46% zum Vorjahresquartal, auf 13,761 Mrd. Dollar. Die Erträge aus dem Trading allerdings, dem Handel mit Wertpapieren, Aktien, Anleihen, Festverzinsliche und Derivaten explodierten um +51% zum Vorquartal und sogar um +93% zum Vorjahresquartal auf 10,784 Mrd. Dollar! Damit ist man einem der Geheimnisse des Erfolgs von Goldman Sachs auf der Spur, dem Risiko. Eigentlich unverantwortliche 78,4% betrug der Ertragsanteil durch Wertpapierhandel am gesamten Umsatz von Goldman Sachs. Im Vorjahresquartal als reine Investmentbank waren es “nur” 59,34%!

Sein Fazit: “Hohe Risiken einzugehen, zum Teil abgesichert mit Staatshilfen ist die Story von Golman Sachs”.

Zweites Fazit: Die Art und Weise, wie Goldman Sachs mit Risiko, Bilanzierungstaktiken (z.B. außerbilanziellen Positionen) und – nicht zuletzt – Bonuszahlungen umgehe, zeige, dass diese Bank ihr “Verhalten” eigentlich kaum geändert hat (auf die übrigen Banken kommen wir etwas weiter unten zu sprechen)


Ähnlich äußert sich Mark Thoma (How Should We Interpret Goldman Sach’s Unexpectedly Large Earnings?):

  • Erstens, die guten Ergebnisse sind ein positives Zeichen, dass sich der Finanzsektor von der Krise erholt.
  • Zweitens jedoch – die gleiche Beobachtung –, der Umgang mit dem Risiko hat sich nicht geändert. Vielmehr gehen die Banken (erneut) substanzielle Risiken ein, die durch die staatliche “Interventions-Garantie” (Stichwort: “too big to fail”) quasi abgesichert werden. “It’s a signal that the excesses that led to the high incomes of financial executives have not ended”, schreibt Mark Thoma.

Außerdem profitiere Goldman Sachs (offensichtlich) von der aktuellen Situation, in der wichtige Wettbewerber unter staatlichem Einfluss (der Treasury und der Fed, man denke etwa an die Bailouts wie im Falle von AIG) viel weniger Freiheiten haben (sprich: Möglichkeiten größere Risiken einzugehen).

Vieles spricht dafür, dass gerade riskante Trades und Assets an der Wurzel der Finanzkrise liegen, aber der kurzfristige Erfolg wird vermutlich schon wieder eine gefährliche Anziehungskraft ausüben. Sobald sich die anderen Banken von den administrativen Schranken “befreien” können, werden sie — sicherlich – mit an den Spieltisch kommen. Keine sehr beruhigende Perspektive, aber so scheint es momentan auszusehen.

Puncto Risiko noch einmal

Aber es gibt nicht nur “kritische” Interpretationen

Man sollte unbedingt erwähnen, dass Goldman Sachs insgesamt viel besser die Krise gemeistert hat. Sie haben weniger von den Fehlern der Mitbewerber gemacht und können (gewissermaßen verdient) jetzt höhere Marktanteile und Profite erzielen. David Merkel (Aleph Blog) hat auf jeden Fall auch ein paar Worte des Lobes (in der New York Times):

They kept leverage lower than their competitors; they salted away quality assets at Bank of New York; they raised capital when they needed to, paying Warren Buffett a pretty yield; they were quick to lay off risks; and they hired bright people who avoided taking underpriced risks that competitors did, like nonprime mortgages.

Companies that survive an industry crisis gain a disproportionate amount of the profits as they gain market share. Because of reduced competition, bid-ask spreads are wider, and a well-capitalized firm like Goldman earns more.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Unternehmen

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