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Die höhere Sparquote in den USA: Ein dauerhafter Zustand?

11. Mai, 2009 · 10 Kommentare

Sparschwein

Im Konjunkturabschwung steigt die Sparneigung in einer Volkswirtschaft. Das ist normal (sozusagen: nach dem Lehrbuch), auch wenn es für den einen oder anderen auf den ersten Blick nicht ganz plausibel klingt (denn im Abschwung haben die Menschen insgesamt wohl weniger Geld? Oder doch?… — Ja, die Durchschnittseinkommen gehen tendenziell etwas zurück, werden aber durch die Konsum- und Investitionszurückhaltung überkompensiert).

Momentan sehen wird dies ganz deutlich in den USA: Die Sparquote steigt schnell und deutlich. Noch vor wenigen Monaten stand sie ganz knapp über Null, heute ermitteln die Volkswirte fast 4 Prozent (Personal Saving Rate). Experten vermuten, die Sparquote der Amerikaner kann bis auf 8 Prozent steigen, falls die Rezession länger andauert.

Interessanter ist allerdings die Diskussion, ob es sich hier um eine neue, grundsätzliche und nachhaltige Änderung handelt, d.h. ob die Amerikaner in Zukunft ihre Gewohnheiten ändern und mehr sparen werden (ergo: weniger konsumieren)

Ergebnisse von Umfragen und Konsumentenstudien scheinen zur Zeit in diese Richtung zu deuten. Allerdings muss man immer im Hinterkopf behalten, dass solche Erhebungen stark von der momentanen Stimmung, persönlicher Lage und Absichten abhängen. Und diese können sich relativ schnell ändern. Ich, zum Beispiel, bezweifle, dass die Amerikaner so massenhaft den Konsum abschwören und zu einer Nation von Sparern werden.

Aber Andere meinen Anderes… Mehr zum Thema: Shift to Saving May Be Downturn’s Lasting Impact.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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10 Kommentare bis jetzt ↓

  • egghat // 11. Mai, 2009

    Also 4% sind eher die Unter- als die Oberkante von dem, was ich normal und vernünftig nennen würde.

    Aber ich traue der Zahl nicht. Wir haben im ersten Quartal Disposable Incomes gehabt, die 1,1% gestiegen sind. Wir haben Konsumausgaben gehabt, die ebenfalls leicht gestiegen sind. Und gleichzeitig soll auch die Sparrate gestiegen sein. Die Leute haben etwas mehr verdient, etwas mehr ausgegeben und viel mehr gespart. Das passt irgendwie überhaupt nicht zusammen …

  • Saviano // 11. Mai, 2009

    Disposable personal income (DPI) increased $133.6 billion (5.1 percent) in the first quarter, in contrast to a decrease of $62.6 billion (2.3 percent) in the fourth. Real disposable personal income increased 6.2 percent, compared with an increase of 2.7 percent.”
    *
    Real personal consumption expenditures (PCE) increased 2.2 percent in the first quarter, in contrast to a decrease of 4.3 percent in the fourth.”
    *
    Personal outlays (PO) increased $18.1 billion (0.7 percent) in the first quarter, in contrast to a decrease of $260.2 billion (9.5 percent) in the fourth. Personal saving — disposable personal income less personal outlays — was $453.0 billion in the first quarter, compared with $337.4 billion in the fourth. The personal saving rate — saving as a percentage of disposable personal income — was 4.2 percent in the first quarter, compared with 3.2 percent in the fourth.”

    Quelle: BEA.

    Die Sparquote errechnet sich aus DPI – PO. Die Letzteren sind insgesamt nur leicht gestiegen — neben PCE sind dadrin Steuern (gesunken), Transfers (gestiegen) und Zinsen (gesunken).

    4% Sparrate ist eine gute Zahl. Mehr muss es nicht werden, zumindest nicht in den USA, die eher durch “unternehmerische Dynamik” als durch Sparen Vermögen generieren…

  • egghat // 11. Mai, 2009

    a) Danke für die Erläuterung.

    b) Und an die 5,1% Nummer glaubst du?!?

    Schau dir mal die Stundenlöhne an. Schau dir mal die Anzahl der gearbeiteten Stunden an. Schau dir mal die Anzahl der Leute an, die überhaupt noch arbeiten. Und daraus sollen dann 5,1% Lohnplus kommen?

    Wir hatten letztes Jahr schonmal ein Quartal, in dem Steuerschecks für einen Spring in den Incomes sorgte. Aber jetzt? Was soll das gewesen sein?

    Neeh, nicht im Leben … Die Zahl stinkt zum Himmel.

  • Saviano // 11. Mai, 2009

    Du, ich weiß, dass Du keine Erläuterung von mir brauchst, erwähnen wollte ich es trotzdem.

    Ein Linktipp: How Consumers Managed to Spend More in 1Q 2009. Es scheint, dass die Steuern doch geholfen haben:

    Personal income declined modestly in the first quarter, by $60 billion or 2% annual rate. But personal taxes were down by $193.5 billion, some part of which was the result of the tax cuts, so that disposable income rose at a 5% annual rate.

    Außerdem, die gefallenen Benzin-Preise taten auch gut… plus … einige statistische Effekte wie Saisonbereinigung etc. (mehr Link oben)

    Ich weiß nicht, ob ich der Zahl glauben soll — wobei: welcher anderen zahl soll man glauben? — aber ich gehe davon aus, dass die Ersparnisse insgesamt wachsen, was tendenziell (und bald) zu einem Ãœberangebot an Kapital führen wird.

  • egghat // 11. Mai, 2009

    “Du, ich weiß, dass Du keine Erläuterung von mir brauchst, erwähnen wollte ich es trotzdem. ”

    Nee, das meinte ich ernst! Ich wollte da nachwühlen, bin dazu aber nicht gekommen. Daher fand ich es gut, dass du die Stelle zitiert hast!

    Ãœbrigens auch die zweite Antwort!

    Jetzt stellt sich die Frage, wie viel dieser Steuerersparnis einmalig ist und wie viel auch im zweiten Quartal noch zieht.

  • Saviano // 12. Mai, 2009

    Was für mich interessanter ist, ist die Frage (und deine Meinung), ob wir tatsächlich zu einer dauerhaft höheren Sparrate in den USA kommen (sagen wir bei 4-5%, vielleicht mehr) ? Und natürlich — wie wird sich das auf die Kapitalmärkte und die Wirtschaft auswirken:

    Höhere Investitionsquote in den USA?

    USA wieder Kapitalexporteur? Wohin? Die übrige Welt spart bereits auch ordentlich?

    Das Märchen von der Binnennachfrage in China/Asien/Deutschland?

    Dauerhaft tiefe US-Zinsen? Und (?) schwacher Konsum? Wie lange — denn sollten die Ersparnisse investiert werden, müsste später mehr Einkommen/Vermögen herausspringen?

  • egghat // 12. Mai, 2009

    Hmm, muss die USA direkt zum Kapitalexporteur werden? Das Problem war bisher die hohe Abhängigkeit vom Ausland. Würde die amerikanischen Haushalte mehr sparen, würde das (zumindest vorerst) zur Finanzierung des US-Haushaltslochs verwendet werden.

    Die Exportnationen würden natürlich drunter leiden.

    Konsumverzicht der USA: Klar, das ist eine unvermeidbare Folge.

    Interessant wäre für mich noch was anderes: Müsste die Sparquote nicht noch höher sein, weil die Altersvorsorge in den USA stärker privatisiert ist als in Deutschland? Oder landen die 401K (z.B.) nicht in der Sparquote? Ohne dass zu wissen, kann man eigentlich auch nicht sagen, ob 5% oder 10% “in Ordnung” sind …

  • Saviano // 12. Mai, 2009

    Ich bin der Meinung — ja, die 401K sind in der Sparquote drin…

    Nachtrag:

    Yes, they are: Are 401k and IRA contributions included in the national savings rate and if so how is this calculated?

    Quelle ist die Fed San Francisco, also muss es so sein. Die Seite oben hat auch ein paar wertvolle Sachen zur Sparquote, allerdings Stand 2005…

  • egghat // 13. Mai, 2009

    Ich hatte das auch mal gelesen, war mir aber nicht sicher.

    Tja, dann dürften die 5% eher die Unterkante des vernünftigen Bereichs darstellen, den die Personal Savings Rate haben sollte …

  • “Each individual has only one run, over a fixed time frame” • Börsennotizbuch // 15. Okt, 2009

    [...] Erhöhen die Amerikaner tatsächlich ihre Sparquote? (Credit Writedowns). Wir haben früher auch ein bisschen darüber diskutiert (Boersennotizbuch). [...]

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