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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Das Equity Risk Premium (FTSE) ist auf dem mittelfristigen Durchschnittsniveau

12. November, 2009 ·

Noch eine Grafik wollte ich aus dem Inflation Report der Bank of England vorstellen: Das Equity Risk Premium bzw. der Aktien-Risikoaufschlag.

Manchmal spricht man auch von einem Bewertungsabschlag, je nachdem von welcher Seite man die Sache betrachtet. Gemeint ist auf jeden Fall die Differenz zwischen den Renditen aus Aktien und den Renditen aus einer festverzinslichen Anlage. Man geht von einem positiven Wert aus (zugunsten der Aktien), der als Kompensation für das Risiko der Aktienanlage interpretiert wird bzw. für das Risiko, das aus den fehlenden Zahlungsverpflichtungen eines kreditwürdigen Dritten entsteht (bei den Aktien ist man ja auf die Gunst der freien Angebot und Nachfrage angewiesen).

Es gibt viele unterschiedliche Methoden, ein solches Risikoaufschlag zu ermitteln. Alle versuchen die oben erwähnte Differenz zu erfassen, berücksichtigen jedoch unterschiedliches Zahlenmaterial. Manchmal werden die gemeldeten Gewinne der Unternehmen für die Aktienrendite herangezogen, manchmal die erwarteten; manchmal werden die Aktien mit den Renditen der Staatsanleihen verglichen, manchmal mit den durchschnittlichen Zinsen auf Unternehmensanleihen. Und so weiter…

Das Modell der Bank of England basiert auf Gewinnerwartungen und Staatsanleihen (mit diversen feinen Aussteuerungen):

Equity Risk Premium
Quelle: Bank of England, Inflation Report, November 2009, s. 13 [PDF]

Sicher kann man das Modell nicht als feines Timing-Tool verwenden. Seine Annahmen sind nicht unumstritten, die zugrunde liegenden Daten können sich auch relativ schnell ändern und darüber hinaus bezweifle ich, dass das Modell die Investitionsentscheidungen bzw. die Angebot-Nachfrage-Faktoren wirklich abbildet. Was wir hier sehen, ist eine Orientierungshilfe.

In groben Zügen macht die Grafik immerhin relativ gut die Extremitäten an den Börsen sichtbar. Anfang 2003 und Ende 2008 schnellte der Risikoaufschlag hoch, und so waren dies gute Zeiten, Aktien zu kaufen. 1999-2000 sowie später 2006-2007 fiel der Aufschlag unter dem Durchschnitt, entsprechend waren die Aktien keine so gute Alternative (man merkt jedoch, dass das Modell nicht besonders genau Ein- und vor allem Ausstiegschancen markiert).

Zur Zeit sind wir im Niemandsland. Fast genau auf dem Durchschnittswert von 4%. Abgesehen davon, ob 4% Risikoaufschlag viel oder wenig sind, dürfen die Aktien in etwa fairen bewertet sein. Sicher haben die Analysten nicht gerade bescheidene Erwartungen, 4% in Zeiten deflationären Druck sind auf der anderen Seite auch nicht gerade mickrig.

Bei allen möglichen “Prämien”, man darf nicht vergessen, dass die Börsen in den letzten (und oben abgebildeten) 10 Jahren unterm Strich nicht gestiegen sind. Die 4% waren völlig inadäquat. Aber die nächste Dekade kann schon ganz anders aussehen…

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