Bill Gross von PIMCO, dem weltgrößten Rentenfonds, habe vor CNBC gesagt, die Staatsanleihen, speziell US-Treasuries, seien die im Moment am meisten überbewertete Anlageklasse überhaupt:
“I think Treasuries are the most overvalued asset in the world, bar none.” He went on to say that he and his team were moving out further on the credit spectrum and buying AA- and A-rated bonds, although it was too soon to move into the high-yield arena. He argued that it was difficult to justify investing in Treasuries, given expected levels of inflation.
Ich war lange schon der gleichen Meinung, und zwar nicht nur wegen der zu hohen Inflation verglichen mit den Anleihenrenditen, sondern auch, weil die andere “große Alternative”, die Aktien, wiederum im Vergleich sehr attraktiv erscheinen.
Doch die Anleihen, schreibt die Autorin der Kolumne bei The Motley Fool, seien eine nützliche, ja notwendige Beimischung für jedes Portfolio… Ok, schon, aber, eine recht klein soll sie sein, diese Beimischung, wenn man mit dem Kauf praktisch ein reales Verlustgeschäft abschließt… Andererseits, was soll man machen? Die Aktien können kurzfristig weiter einbrechen, dann wären die kleinen realen Verluste (wahrscheinlich nicht einmal nominelle Verluste) sehr willkommen…
Und noch etwas, was Bill Gross (vor 5 Jahren) gesagt haben soll: “I still prefer an overvalued Treasury to an overvalued stock.”
Naja, deine positive Meinung zu Aktien in Ehren. Aber in den letzten 10 Jahren waren Anleihen besser (kannst gerne auf dich selber verlinken;-)).
Ich teile die Meinung von Gross eingeschränkt und ich denke ebenfalls, dass im etwas spekulativeren Anleihensektor im Moment Chancen liegen könnten. Ich habe in meinem Blog ja schon mal nach einer Möglichkeit gefragt, über einen Korb oder einen Index auf diese etwas schlechteren Anleihen zu setzen. Der Hedgefonds-Index für “distressed Securites” ist mir für eine antizyklische Spekulation noch nicht weit genug gesunken. Und für Einzelinvestments fehlt mir die Zeit für Recherche. Vielleicht wäre das ne Sache für einen Fonds …
Vor 7-8 Jahren war ich nicht mehr so optimistisch für die Aktien und nicht so pessimistisch für die Anleihen.
Die Bonds performen insgesamt auch nicht schlecht und eignen sich langfristig in der Tat gut für Vermögensaufbau… Ganz langfristig gesehen, sollten sie jedoch (theoretisch und historisch bisher auch praktisch) leicht unter-performen…
Im Artikel und bei meiner Aussage ist die aktuelle Situation gemeint — der “Verlustgeschäft” bezieht sich auf die Anleiherendite (Staatsanleihen), die in der Regel unter oder auf Inflationsniveau liegt (und nimmt man nicht die offiziellen, sondern … hm … die gefühlten Zahlen , dann erst recht…).
Trotzdem würde ich dem Spruch von Bill Gross “Lieber eine überbewertete Anleihe als eine überbewertete Aktie” Respekt zollen. Es ist halt so — mit Anleihen kann man ruhiger schlafen.
Im Moment ist vielen ein “ruhiger Schlaf” viel mehr Wert als eventuelle Gewinne bzw. (real berechnet) kleine Verluste. Einmal, als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass die Inflationssorgen irgendwie mehr die Privatanleger betreffen, die tatsächlich Kapitalerhalt bzw. realen Vermögensaufbau anstreben. Diese trifft es, wenn sie nach Jahren von Sparen/Warten kaum Kaufkraftzuwachs erzielen konnten.
Die institutionellen Verwalter (und die halten mittelbar die Gelder der Privatanleger und bestimmen im Ãœbrigen das Marktgeschehen) dürften entspannter sein. Natürlich verantworten sie irgendwo eine Performance über der Inflationsrate — das aber sicherlich eher in einer mittelfristigen Perspektive, was sich durch die Marktkräfte mehr oder weniger von allein einstellt. Grundsätzlich verantworten sie positive Performance — und das umso mehr als viele andere Anlageklassen fallen…
Man könnte vielleicht etwas überspitzt formulieren: Ihnen ist die Inflation egal. Also werden sie auch (“ohne Scham” ) reale Verluste für ihre Anleger produzieren…
Da ich nun kein völlig verwirrter Kopf bin, will ich neben diesen Notizen sagen, dass die Rentenfondsmanager de Inflation schon berücksichtigen: Weil sie mit den anderen Fondsmanager um die Rendite konkurrieren — aus Erfahrung und Theorie weiß man, dass die Zinsen in einem Inflationsumfeld über kurz oder lang steigen — hier ergeben sich unterschiedliche Strategien über die Laufzeiten der Anleihen.
Andererseits strömt in einem unsicheren Investitionsumfeld tendenziell mehr Anleger-Geld in die Renten; darüber hinaus, wie im Beitrag erwähnt, können unterschiedliche Bonitäten “gespielt” werden, etc.
Aus solchen Ãœberlegungen würde ich sogar vermuten, dass sich die Anleihen generell gut halten werden — trotz Inflationszahlen und trotz (sichtbarer?) Ãœberbewertung (zusätzlich begünstigt durch die plausible Wahrscheinlichkeit, dass eine Rezession die Inflation bald wieder zurückdrängt).
Was ich auch für aussichtsreich halte (eventuell noch etwas verfrüht), sind die High Yields Anleihen — die Aufschläge sind bereits beträchtlich. Konkret weiß ich auch nicht, wie man es am besten spielt — es gibt diverse High Yield Fonds (einfache Recherche genügt), doch bei Fonds bin ich immer etwas zurückhaltend.
Ich habe nach ETFs kurz gesucht, aber unter anderem gefunden:
In Bereichen wie High Yield, Emerging Markets (EM) und internationale Anleihen bietet bisher keine Gesellschaft ETF an. Schon bei liquiden Staatspapieren gestaltet sich ihre Konstruktion schwieriger als bei Aktienfonds: Schließlich müssen die Anbieter die Laufzeit der im Index enthaltenen Bonds berücksichtigen. Außerdem spielt die Handelbarkeit eine wichtige Rolle. Sie ist bei High-Yield und EM-Anleihen oft schwierig.
Der Artikel ist mehr als einem Jahr alt, aber bei den ETF-Anbietern konnte ich heute noch keine auf High-Yield-Indizes basierende ETFs ausfindig machen. Also bleiben wohl die Fonds, oder?
Ich lese gerade einen Artikel von Ken Fisher, in dem er seinen mehrmals und an verschiedenen Stellen geäußerten Optimismus für die Weltkonjunktur und die Aktienbörsen noch einmal bekräftigt. Unter den ...
Das ist mittlerweile der Tenor und die Erwartung der Märkte (wie ich im letzten Beitrag erwähnt habe):
"Wir stehen kurz vor einer Eskalationsstufe, und es gibt nur noch einen Rettungsanker - ...
Ein sehr lesenswerter Artikel von Fabian Lindner bei Herdentrieb/ZEIT: Europa 2011 = Europa 1931.
Thomas Fricke argumentiert in die gleiche Richtung: Frau Merkel beendet den Aufschwung (FTD).
Und nochmal aus der Feder ...
Wieder mal ein Post ... war auch Zeit ...
An der Börse, sagt man uns häufig, ist eine Rezession bereits eingepreist. Allerdings glaube ich nicht, dass es im Falle einer tatsächlichen ...
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2 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 20. Apr, 2008
Naja, deine positive Meinung zu Aktien in Ehren. Aber in den letzten 10 Jahren waren Anleihen besser (kannst gerne auf dich selber verlinken;-)).
Ich teile die Meinung von Gross eingeschränkt und ich denke ebenfalls, dass im etwas spekulativeren Anleihensektor im Moment Chancen liegen könnten. Ich habe in meinem Blog ja schon mal nach einer Möglichkeit gefragt, über einen Korb oder einen Index auf diese etwas schlechteren Anleihen zu setzen. Der Hedgefonds-Index für “distressed Securites” ist mir für eine antizyklische Spekulation noch nicht weit genug gesunken. Und für Einzelinvestments fehlt mir die Zeit für Recherche. Vielleicht wäre das ne Sache für einen Fonds …
Saviano // 21. Apr, 2008
Vor 7-8 Jahren war ich nicht mehr so optimistisch für die Aktien und nicht so pessimistisch für die Anleihen.
Die Bonds performen insgesamt auch nicht schlecht und eignen sich langfristig in der Tat gut für Vermögensaufbau… Ganz langfristig gesehen, sollten sie jedoch (theoretisch und historisch bisher auch praktisch) leicht unter-performen…
Im Artikel und bei meiner Aussage ist die aktuelle Situation gemeint — der “Verlustgeschäft” bezieht sich auf die Anleiherendite (Staatsanleihen), die in der Regel unter oder auf Inflationsniveau liegt (und nimmt man nicht die offiziellen, sondern … hm … die gefühlten Zahlen , dann erst recht…).
Trotzdem würde ich dem Spruch von Bill Gross “Lieber eine überbewertete Anleihe als eine überbewertete Aktie” Respekt zollen. Es ist halt so — mit Anleihen kann man ruhiger schlafen.
Im Moment ist vielen ein “ruhiger Schlaf” viel mehr Wert als eventuelle Gewinne bzw. (real berechnet) kleine Verluste. Einmal, als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass die Inflationssorgen irgendwie mehr die Privatanleger betreffen, die tatsächlich Kapitalerhalt bzw. realen Vermögensaufbau anstreben. Diese trifft es, wenn sie nach Jahren von Sparen/Warten kaum Kaufkraftzuwachs erzielen konnten.
Die institutionellen Verwalter (und die halten mittelbar die Gelder der Privatanleger und bestimmen im Ãœbrigen das Marktgeschehen) dürften entspannter sein. Natürlich verantworten sie irgendwo eine Performance über der Inflationsrate — das aber sicherlich eher in einer mittelfristigen Perspektive, was sich durch die Marktkräfte mehr oder weniger von allein einstellt. Grundsätzlich verantworten sie positive Performance — und das umso mehr als viele andere Anlageklassen fallen…
Man könnte vielleicht etwas überspitzt formulieren: Ihnen ist die Inflation egal. Also werden sie auch (“ohne Scham” ) reale Verluste für ihre Anleger produzieren…
Da ich nun kein völlig verwirrter Kopf bin, will ich neben diesen Notizen sagen, dass die Rentenfondsmanager de Inflation schon berücksichtigen: Weil sie mit den anderen Fondsmanager um die Rendite konkurrieren — aus Erfahrung und Theorie weiß man, dass die Zinsen in einem Inflationsumfeld über kurz oder lang steigen — hier ergeben sich unterschiedliche Strategien über die Laufzeiten der Anleihen.
Andererseits strömt in einem unsicheren Investitionsumfeld tendenziell mehr Anleger-Geld in die Renten; darüber hinaus, wie im Beitrag erwähnt, können unterschiedliche Bonitäten “gespielt” werden, etc.
Aus solchen Ãœberlegungen würde ich sogar vermuten, dass sich die Anleihen generell gut halten werden — trotz Inflationszahlen und trotz (sichtbarer?) Ãœberbewertung (zusätzlich begünstigt durch die plausible Wahrscheinlichkeit, dass eine Rezession die Inflation bald wieder zurückdrängt).
Was ich auch für aussichtsreich halte (eventuell noch etwas verfrüht), sind die High Yields Anleihen — die Aufschläge sind bereits beträchtlich. Konkret weiß ich auch nicht, wie man es am besten spielt — es gibt diverse High Yield Fonds (einfache Recherche genügt), doch bei Fonds bin ich immer etwas zurückhaltend.
Ich habe nach ETFs kurz gesucht, aber unter anderem gefunden:
Capital.de, Renten-ETF: Schwer zu überwinden
Der Artikel ist mehr als einem Jahr alt, aber bei den ETF-Anbietern konnte ich heute noch keine auf High-Yield-Indizes basierende ETFs ausfindig machen. Also bleiben wohl die Fonds, oder?
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