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Börsennotizbuch

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Seltsamer Ölmarkt

17. April, 2008 ·

Nichts, aber auch gar nichts kann den Ölpreis stoppen. Eine Rezession in den USA, dem größten Ölverbraucher der Welt? Der Ölpreis steigt. Milliardeninvestitionen in alternative Kraftstoffe? Der Ölpreis steigt. Und ein riesiger Fund, ein gigantisches neues Ölfeld in Brasilien? Am Dienstag lief diese Meldung wie ein Lauffeuer durch die Börsensäle. Die Aktien der betroffenen Unternehmen legten um fünf bis zehn Prozent zu. Und der Ölpreis? Er stieg auch. Auf 111 Dollar pro Fass. Ein neuer Rekord.

Schreibt das Handelsblatt (“Bis zum letzten Tropfen“) und ergänzt noch mit den Worten von Robert Mabro vom Oxford Institute for Energy Studies: “Die Leute stecken ihr Geld in Öl, weil sie anderen Finanzanlagen misstrauen. Was wir hier sehen, hat mit den Gesetzen von Angebot und Nachfrage nicht mehr viel zu tun.“

Der Fund in Brasilien ist hier wahrscheinlich nicht so signifikant. Nein, nicht die Größe der Vorkommen, die nun wirklich riesig ist, sondern: von signifikanter Bedeutung für die kurzfristige Preisbildung. Wäre der Ölpreis auf die Meldung eines Ölvorkommens gefallen, von welchem keiner weiß, ob, wann und wie viel tatsächlich aus ca. 2000 Meter Tiefe gefördert werden kann, dann wäre es um den Ölmarkt eigentlich schlecht bestellt. Dies würde bedeuten, dass eine noch rein psychologische Nachricht die Balance kippen kann. Noch herrschen aber kurzfristiges Denken und kurzfristiger Nachfrageüberhang. Ich glaube nicht das die Akteure über die langfristigen Perspektiven so richtig nachdenken. Vielleicht schleierhaft irgendwie, dass der Verbrauch steigt und die Förderung stagnieren soll.

Hierzu sind aber folgende Zahlen aus dem gleichen Artikel auch nicht uninteressant:

„Bei einem Ölpreis von 100 Dollar kann man es sich leisten, 40 Dollar für die Förderung auszugeben“, sagt Babies. So hoch etwa ist der Preis, den die Ölkonzerne für die Erschließung von Tiefseevorkommen veranschlagen. Weit billiger geht es etwa in Saudi-Arabien, wo weniger als fünf Dollar pro Fass nötig sind. Dank besserer Technik und höherem Aufwand halten Experten es für möglich, künftig sogar 50 Prozent des vorhandenen Öls aus dem Boden zu holen.

100 Dollar pro Barrel sind viel. Bei der Aussicht einer stabilen Preisentwicklung auf ähnlichem Niveau werden viele neue Quellen erschlossen. Das Angebot sollte folgen. Die langfristige Entwicklung des Öl-Preises könnte nicht so positiv-dynamisch ausfallen.

Kategorien: Finanznews · Mainstream-Media

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