Börsennotizbuch

“EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark sagt, der Kauf von griechischen Staatsanleihen sei “kein Thema, das derzeit diskutiert wird”. Das “derzeit” lässt aufhorchen. Wenn die EZB ihre Meinung von Januar bis Mai ändern kann, dann kann ein “derzeit” schneller passé sein als man denkt”.

Tobias Bayer über die “wendige” Politik der EZB, FTD

“Ihre Meinung ändern” ist sogar milde gesagt — die EZB hat vor einigen Monaten gesagt, es sei “kristallklar”, dass sie keine Ausnahmen bei den Sicherheitsvorschriften für einzelne Länder machen werde.

Später verlängerte sie die krisenbedingte Notlösung, bei der sie Wertpapiere mit Rating von BBB- (statt A- vor der Krise) für Zentralbankkredite akzeptierte, und verkaufte dies als keine Ausnahme, da es für alle Länder galt.

Heute jedoch macht sie schließlich auch die explizite Ausnahme für griechische Staatsanleihen, und gibt bekannt, dass sie sie nach wie vor als Sicherheit akzeptieren wird, obwohl sie von zwei Rating-Agenturen auf Ramsch-Status herunter gestuft wurden.

Manche werden der EZB Prinzipienlosigkeit vorwerfen. Das mag sogar stimmen. Obwohl … die EZB hat ein Prinzip mit stets oberster Priorität: Das System vor dem Zusammenbruch bewahren. Alles andere scheint nur Schönwetter-Regeln und Geschwätz von Gestern zu sein.

PS: Die EZB-Entscheidung ist in meinen Augen ziemlich bullish für den Markt. Der Letztere erkennt dies aber irgendwie langsam!?…