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Finanzkrise: Kluges Spanien

17. Oktober, 2008 · 1 Kommentar

Spanien
Bild: Daquella manera

Heute erscheint in der Zeit ein interessanter Artikel über die umsichtige Politik und Wirtschaftsführung Spaniens, die dazu geführt haben, dass das Land — trotz Immobilienboom/ -krach und hoher Verschuldung der privaten Haushalte — relativ stabil da steht. Größere Bankenpleiten sind aus Spanien nicht gemeldet worden; ein Rettungsplan, wie mehrere andere EU-Länder (darunter natürlich auch Deutschland) eilig organisieren mussten, sei in Spanien nicht nötig.

Dabei war die Anfangssituation nach allgemeiner Einschätzung alles andere als beruhigend:

Viele Wirtschaftsexperten sagen Spanien seit Jahren die schlimmste Wirtschaftskrise der Geschichte voraus. Ähnlich wie in den USA herrschte auch hier seit Jahren ein ungebremster Bauwahn. Die Privathaushalte verschuldeten sich über ein gesundes Maß hinaus, während die Kreditzinsen stetig stiegen. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis auch in Spanien Zustände herrschen würden wie in den USA.

Zitat: Zeit.de, Link oben

Doch die Gefahren konnte Spanien bisher gut umgehen. Im Artikel ist die Rede von einer gut funktionieren Bankenaufsicht, die “sich Monat für Monat im Detail über die Transaktionen im großen Stil informieren lassen und den Kauf von Subprime-Kreditderivaten von Anfang an verboten haben” soll.

Die spanischen Banken haben daher in der Krise nicht mit Pleite-Meldungen, sondern mit Ãœbernahmen von in Schieflage geratenen europäischen und amerikanischen Instituten auf sich aufmerksam gemacht. Sie nutzten wohl “die Gunst der Stunde”, um sich chancenreiche Positionen zu sichern.

Ob Spanien am Ende alles so unbeschadet überstehen wird, muss sich noch zeigen. Lange Jahre wurde die Wirtschaft entscheidend durch einen Immobilienboom und starken Binnenkonsum vorangetrieben, die jetzt zwangsläufig nachlassen werden. Die industrielle und vor allem die Export-Basis des Landes ist dabei vergleichsweise unterentwickelt, die Arbeitslosigkeit steigt (und war schon immer – trotz großer Fortschritte – “chronisch” hoch; hier könnte sich die unvorteilhaftere Entwicklung der Produktivität auch negativ auswirken).

Wie auch immer: Im Bankensektor war Spanien wohl klüger als so manches Vorbild-Land aus dem Norden.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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1 Kommentar bis jetzt ↓

  • Saviano // 27. Okt, 2008

    Hier müssen wir auch anmerken, dass die relative Ruhe in Südamerika bald vorbei sein kann bzw. größtenteils ist:

    Amazingly, Spanish banks alone have lent $316bn to Latin America, almost twice the lending by all US banks combined ($172bn) to what was once the US backyard. Hence the growing doubts about the health of Spain’s financial system – already under stress from its own property crash – as Argentina spirals towards another default, and Brazil’s currency, bonds and stocks all go into freefall.

    Telegraph.co.uk, Europe on the brink of currency crisis meltdown.

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