Warren Buffett
Die Welt erschreckt, wie schnell und wie tief sich (tödliche) Wunden im Fleisch des internationalen Finanzsystems aufgetan haben. Die Waffen aber, die sie verursacht haben, haben es auch in sich — derivative Finanz-Produkte. Warren Buffett hat sie schon mal mit Massenvernichtungswaffen verglichen.
Die Medien berichten des öfteren über die komplizierten Konstruktionen der sog. “Synthetic CDO Securities” und sonstigen Finanzinnovationen der Wall Street. Diese Konstrukte schaffen es, eine gewisse Zeit lang stabil auszusehen und die versprochenen Renditen abzuwerfen. Damit verdecken sie aber nur ihre tödliche Absurdität.
Ein sehr gutes und anschauliches Beispiel, welcher irrationale Kalkül sich hinter einem Investment verbergen kann (und für die Privatanleger noch konkreter: hinter einer Werbebroschüre stecken kann), gibt der Blog Josh Reviews Everything. Der Tipp kommt von Zeitenwende.ch, wo der Kern der Story auch auf Deutsch zu lesen ist. Wer jedoch der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist, dem empfehle ich den englischen Text, weil dort eben viele Details des unglücklichen Investments enthalten sind.
Worum es konkreter geht?
Zunächst um ein völlig missglücktes Anlageprodukt — die Pinnacle Notes aus Singapur. Dann aber eigentlich darum, wie unheimlich wichtig das Kleingedruckte einer Werbebroschüre ist und wie wenig die vordergründige Botschaft mit den tatsächlichen Investitionen zu tun hat, in denen das Geld der Anleger letztendlich und buchstäblich verwickelt wird. Und am Ende — das ist der eigentliche Punkt für mich – was für absurde Produkte überhaupt kreiert und vertrieben werden! Produkte, die nur eines sind — ein wildes Herumpokern mit gezinkten Karten.
PS: Ich mußte immer wieder feststellen, dass an der Börse generell gilt: Je einfacher, desto besser (und sicherer).
Man sollte die einfacheren Wege gehen. Aktien, Bonds, klassiche Optionsscheine… Das Geschäft ist ohnehin unsicher genug. Mit jedem Schritt weiter weg vom eigentlichen (und für jedermann verständlichen) Kapitalgeschäft begibt man sich in zusätzliche Unsicherheit…
- Ich gebe diesem Unternehmen / Staat mein Geld, es/er soll mir dafür Zinsen zahlen (=Bonds, klar und verständlich, wenn auch natürlich nicht risikofrei).
- Ich kaufe einen Anteil an dieser Firma (=Aktie, verständlich, aber es fängt schon an, abstrakt zu werden).
- Ich kaufe mir das Recht, einen Anteil an dieser Firma innerhalb dieser Zeit und für diesen Preis zu erwerben (klassische Kauf-Option, noch kann man es mit einem Satz beschreiben, an sich ist das nicht sehr kompliziert, aber wollen Sie wirklich noch komplizierter werden?…).
Denn es gibt Komplizierteres, und wie!!!
Frei nach dem Beispiel oben:
- Ich kaufe eine Versicherungspolice, die eine Zahlung von 1,3% über dem LIBOR (hier muss man schon ein paar Seiten Finanzliteratur anhängen) in SGD (Singapore Dollar) verspricht, wenn diese und diese Unternehmen ihre Schulden (zum Beispiel in EUR) bedienen können, das Geld aber währenddessen in anderen Papieren investiert ist, welche, währenddessen… keine Ausfallrate von 2,6% bis 3,6%… in der dritten Tranche … in USD … bei Swaps … äh … bei Vollmond … Merkur in Steinbock … äh … äh …
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