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Noch mal zur Inflation

22. November, 2005 · 5 Kommentare

Anfolgend noch einige Überlegungen zur Inflation, die noch nicht unbedingt befestigt und ausgereift sein können:

Bekanntlich wird bei der Messung der Inflation die sog. „hedonische Methode“ etwa seit Anfang der 90er (?) in den USA angewandt. Kurz gesagt: man berücksichtigt die Qualitätsverbesserungen der Produkte mit in den Preis. Zum Beispiel: ein Computer mit bestimmter Leistungsfähigkeit kostet jetzt € 1000; nach einem Jahr kann man auf dem Markt einen 2 Mal leistungsfähigeren Computer für nun € 2000 kaufen. Nach dem hedonischen Ansatz ist die Inflation hierzu gleich 0, denn dem doppelt so hohen Preis steht eine doppelt so hohe Leistung gegenüber. Analog, würde der Preis für den besagten leistungsfähigeren Rechner nach einem Jahr auch bei €1000 liegen (etwas, was wir mehr oder weniger in der Praxis für viele elektronische Produkte beobachten können), würde hierzu eine Inflationsrate von -50% ausgewiesen.
Nach meinem Wissensstand werden aktuell etwa 30% des Warenkorbs (zur Bestimmung der Inflation) hedonisch berechnet.

Natürlich gibt es einige Bedenken bei der Anwendung hedonischer Inflationsmessung, aber es ist auch bedenklich, wenn man die Qualitätsänderungen nicht berücksichtigen soll.

Letztendlich erscheint mir hier, dass man auf diese Weise die „Lebensqualität“ – natürlich quantitativ – misst. Ich finde es ok.

Mein Punkt aber ist, dass „da draußen“ die Preise offensichtlich dann höher sind als in den Inflationsdaten ausgewiesen. Einige Beobachter (und Kritiker zugleich der hedonischen Inflationsmessung) sprechen hier von tatsächlicher Inflation von etwa 8% momentan. Man kauft zwar immer bessere Produkte, aber man zahlt doch die höheren nominellen Preise. Folglich, sollte sich mein Kapital (oder Vermögen) mit der ausgewiesenen (hedonischen) Inflationsrate verzinsen, halte ich meine Kaufkraft im Sinne meines aktuellen Lebensstandards aufrecht. Aber ist es nicht richtig, dass mit der Zeit eine allmähliche Steigerung des Lebensstandards zu verzeichnen ist, wovon ich mich dann langsam entferne? Bildlich gesprochen werde ich in diesem Fall nach, sagen wir, 20 Jahren dieselbe Lebensqualität genießen können wie jetzt (das gleiche Auto, die gleiche Wohnung, den gleichen PC etc.). Doch dieser Lebensstandard wird dann, erstens, viel unattraktiver sein als jetzt (ich rutsche immer tiefer in der „sozial-materiellen“ Hierarchie, wenn Sie mich verstehen) und, zweitens, eine Reihe von heutigen Produkten wird es dann wahrscheinlich nicht mehr (zu kaufen) geben. Was nützt mir, dass ich in 20 Jahren den gleichen PC kaufen könnte wie jetzt, wenn im Laden nur 1000fach bessere (und entsprechend) 1000fach teurere (Inflation=0) angeboten werden.

Um auch die Steigerungen der Lebensqualität „mitnehmen“ zu können, sollte sich mein Kapital/Vermögen etwa mit der Rate des nominellen BIP verzinsen. In einer globalisierten Welt bekommt diese Aussage noch zusätzliche Nuancen, aber der Grundgedanke dahinter ist der folgende: Wenn ich heute, beispielsweise, eine Milliardstel des BIP besitze, dann soll ich auch in 20 Jahren eine Milliardstel haben. Mein Vermögen entspricht nach wie vor 1 Milliardstel der Leistung, die die Wirtschaft (im Jahr) erbringen kann. Sollte diese Leistung auch noch qualitative Verbesserungen beinhalten, dann umso besser.

Aber welche Investmentvehikel geben mir die Möglichkeit in etwa mit dem nominellen BIP zu wachsen? Nur Aktien, aber in sehr langfristiger Perspektive. Denn hinter den Aktien stehenletztendlich genau die Unternehmen, die zum großen Teil für die Wirtschaftsleistung verantwortlich sind, die sie erbringen. Die Preise, die sie setzen sind die Inflation, die Qualitätsverbesserungen in unserem Leben sind ihre Produktivitätssteigerungen. Zumindest zum großen Teil.

Die festverzinslichen Papiere sind in diesem Sinne riskanter (schau mal!). Denn der feste Zinssatz kann mir keine Garantie erbringen, dass er über der Inflationsrate bleibt und außerdem, dass er mit dem Produktivitäts- bzw. Lebensqualitätsfortschritt gleichzieht.

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Kategorien: Allgemein · Wirtschaftsdaten

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